Ein Fest der Hoffnung und des Geistes
12.06.2025
B.Z. Kolumne von Bischof Christian Stäblein vom 12. Juni 2025: Entdecken Sie die tiefere Bedeutung von Pfingsten – ein Fest, dass das Verstehen fördert und Hoffnung schenkt

Pfingsten, letztes Wochenende, gilt als das am wenigsten verständliche Fest, hat deshalb vielleicht auch am wenigsten Nachhall. War wieder, aber war was? Bei Weihnachten weiß jeder: Kind in der Krippe. Und bei Ostern ahnen die meisten: Jesus auferstanden von den Toten. Aber Pfingsten? Gabe des Heiligen Geistes? Verstehe ich nicht, höre ich öfter.
Das ist nicht ohne einen Schuss Ironie, weil Pfingsten doch von einem Wunder des Verstehens berichtet. Die Jünger, über die am 50. Tag nach Ostern – 50 auf Griechisch Pentekoste, daraus im Deutschen das Wort Pfingsten – Gottes Geist ausgeschüttet wurde, erleben etwas Wundersames: sie können in allen Sprachen sprechen und die Menschen verstehen sie.
Wer wünschte sich das nicht: verstanden werden. Das gilt schon alltäglich, wo wir ja oft spüren, dass eher Nichtverstehen die Regel ist, ob im Privaten oder in der Politik: wir reden viel aneinander vorbei.
Im Glauben aber, ja Glauben selbst verstehen und wovon er spricht, das ist zweifellos besonders. Geht es doch um Dinge, von denen wir wissen, dass sie uns unbedingt angehen, und die uns doch oder deshalb unverständlich bleiben.
Vergebung etwa. Wer wüsste nicht, wie entscheidend sie im Leben ist, wie sehr Miteinander darauf aufbaut. Und doch bleibt sie, gerade wenn es um uns selbst geht, dem einfachen Erklären entzogen, ja sie lebt davon, dass sie geschieht.
Ebenso wie das Hoffen. Ohne Hoffen verdorrt das Leben, es wird bitter und aussichtslos. Aber woher willst du Hoffnung nehmen in diesen Tagen, fragt sich mancher mit Blick auf das große Weltgeschehen.
Eben das ist Pfingsten: Gottes Geist ist ein Geist der Hoffnung – nicht selten trotz dessen, was gerade vor meinen Augen ist. Weil Gottes Geist auf das gute Ende bei ihm schauen lässt, und zwar jetzt schon.
Dieses Jetzt ist übrigens wohl das Entscheidende, worum es Pfingsten geht. Durch den Geist ist Gott jetzt zu spüren, nicht nur in der Geschichte oder als Geschichte von damals. Jetzt Gott. Das macht der Geist. Und der möge lange nachhallen.