„Kirche hat Zukunft – wenn wir sie gemeinsam gestalten.“

12.05.2025

Ella-Marie Beck studiert Evangelische Theologie und war für die Social-Media Arbeit der EKBO auf dem Kirchentag 2025 in Hannover unterwegs. Ihre Eindrücke schildert sie im Interview mit Manuela Schneider.

Ella-Marie Beck studiert Evangelische Theologie und war für die Social-Media Arbeit der EKBO auf dem Kirchentag 2025 in Hannover unterwegs. Im Interview mit Manuela Schneider spricht sie über starke Eindrücke, bewegende Begegnungen und warum der Kirchentag für sie ein Ort der Hoffnung ist – für eine Kirche, die sich verändert und offen bleibt.

 

Ella-Marie, du warst für die EKBO beim Kirchentag in Hannover unterwegs – was war dein stärkster Moment?
Uff, da könnte ich einiges aufzählen, z. B. die 8-Minuten Stille beim Taizé-Gebet am letzten Abend, als urplötzlich 3000 Leute schwiegen und beteten. Das war schon besonders, gerade im Kontrast zu dem sonstigen Trubel. Aber mein stärkster Moment war absurder Weise ein ganz ungeplanter: Ich war beim Zentrum der Jugend unterwegs, eigentlich auf dem Weg zu einer Veranstaltung und auf einmal holt ein Diakon eine Gitarre heraus und fängt an zu singen und alle Herumstehenden kamen näher und sangen mit…Jung wie Alt – einfach so, mitten am sonnigen Nachmittag. Ganz abseits vom offiziellen Programm sitze ich auf einmal mit Kaffee in der Hand mit eigentlich mir fremden Menschen zusammen und singe. Was für ein Kirchentags-Moment!

Gab es eine Begegnung oder ein Gespräch, das dich besonders berührt hat?
Ich durfte am Stand der Gossner Mission den Inder Ashish Topno aus Ranchi kennenlernen. Aus einem Smalltalk wurde ein einstündiges und sehr inniges Gespräch über seinen Weg zum Christentum, der für ihn eine wahnsinnige Befreiung bedeutet habe. Er erzählte mir in diesem Zusammenhang von der Armut in seiner Region und einer für ihn einschneidenden Begegnung mit einem kleinen Jungen. In dem Moment habe er erkannt, was es bedeute, Christ zu sein. Ashish hat mir aber auch über die schlimme Verfolgung von Seiten der Regierung berichtet, die sogar bis zu der Ermordung von Bekannten geführt habe. Es war insgesamt ein unglaublich wertvoller und bewegender Moment, in dem auch Tränen flossen. Neben Dankbarkeit spüre ich nun den Drang, mich mehr über das Christentum in Indien zu informieren. Wir dürfen unsere Geschwister dort nicht vergessen!

Was nimmst du persönlich vom Kirchentag mit – als Theologiestudentin, aber auch ganz menschlich?
Kurz gesagt: Zuversicht! Das lange Studium kann manchmal Zweifel an der Wahl des Studiengangs auslösen. Aber der Kirchentag hat mich persönlich motiviert und Lust auf die kirchliche Zukunft gemacht! Die derzeitigen Veränderungen (Gemeinde-Fusionen, Säkularisierung, Arbeiten mit KI etc.) sollten uns keine Angst machen, sondern kommen doch wie gerufen: Kirchliche Berufe müssen und dürfen sich nun neu definieren. Insbesondere die Veranstaltung „Mensch, Gott und KI“ hat in mir viel Nachdenklichkeit ausgelöst und ich bin einfach freudig gespannt, was kommt.

Viele sagen, die Kirche habe keine Zukunft mehr – wie hast du das auf dem Kirchentag erlebt?
Diese Phrase ist doch genauso alt wie die Kirche selbst. Außerdem, was meint „Kirche“ hier überhaupt? Global gesehen stimmt es zumindest nicht, wie ich aus dem Gespräch mit Ashish mitnehme. Ich denke, dass viel Kritik an der evangelischen Kirche hier in Deutschland berechtigt ist und der Ruf nach Strukturreformen endlich ernst genommen werden sollten (Stichwort Kirchensteuer oder auch der Aufbau des Theologiestudiums). Aber mir gefällt trotz aller Kritik das, was die Präses der EKD (Anna-Nicole Heinrich) im Diskurs mit der Bundestagspräsidentin (Julia Klöckner) betont hat. Frau Klöckner hatte zuvor nämlich behauptet, dass die Kirche aus ihrer Sicht zu politisch sei und deswegen an Beliebtheit verliere. (Paraphrase von Heinrich:) Es geht doch noch total viel in unserer Kirche! Wir haben jede Woche bundesweit 15000 Gottesdienste. Wir dürfen nicht anfangen, geistliches Leben und christliches Handeln und Positionieren gegeneinander aufzurechnen. Das kann ich nur bestätigen. Die Menschen waren da – sogar 10 000 mehr als 2023 in Nürnberg. Vielleicht waren es nicht mehr so viele wie vor 20 Jahren, aber die, die da waren, wirkten motiviert und es herrschte eine optimistische Grundstimmung. Außerdem setze ich darauf, dass die Teilnehmenden neue Kirchentags-Impulse mit in ihren Alltag und die Gemeinden tragen werden.

Was hat dich überrascht – positiv oder vielleicht auch kritisch?
Positiv hat mich überrascht, wie wunderbar Hannover sich präsentiert hat. Dort fand 1949 ja auch der erste Kirchentag statt. Das große Messegelände war gut geeignet und auch beim Abend der Begegnung wurden wir von den lokalen kirchlichen Organisationen und Gemeinden herzlich im Altstadtkern empfangen. Das freut mich als gebürtige Hannoveranerin natürlich besonders. Etwas kritischer sehe ich die mediale Rezeption des Kirchentags, sowohl aus den eigenen Reihen als auch von Zeitungen wie der BILD. Dass letztere recht einseitig negativ und polemisch berichtet, wundert mich nicht. Es ist aber schade, wenn in der Rückschau immer nur ein Zusammenschnitt aus Promis und politischen Äußerungen ohne Kontextualisierung dargestellt wird. So entsteht unter Umständen der Eindruck, als hätte es keinen Diskurs gegeben und es sei ohnehin nur eine homogene Gruppe vor Ort gewesen. Aus meiner Sicht ist es aber gerade eine Stärke des Kirchentags, dass er eine demokratische Plattform ist, wo sich verschiedene Generationen und teils auch Nationen begegnen und respektvoll miteinander ins Gespräch kommen. Und das alles nicht einfach so, sondern immer vor dem Hintergrund der Bibel und einer christlichen Ethik. Diese Rückbindung macht für mich den entscheidenden Unterschied. In diesem Sinne sei schonmal für Düsseldorf 2027 geworben: Je mehr Menschen kommen, desto vielfältiger wird der Diskurs!

Was wünschst du dir von Kirche für deine Generation?
Ganz dem Motto des Kirchentags folgend wünsche ich mir noch mehr Mut, manch Altes loszulassen und junge Formate noch mehr zu unterstützen. Wie viele hunderte von Jugendlichen zum Beispiel zu den Techno-Gottesdiensten strömten, ist doch ein Zeichen! Sowas sollte nicht nur alle zwei Jahre auf dem Kirchentag stattfinden, sondern mehr und mehr auch in den Heimatgemeinden ankommen.

Und zuletzt: Wenn du den Kirchentag in drei Worten beschreiben müsstest – welche wären das?
Diskurs, Zuversicht, „(spirituelles) Auftanken“

Das Interview führte Manuela Schneider, Social Media Beauftragte der EKBO.

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