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Berlin: Evangelische Kirche fordert Schutz religiöser Minderheiten

Erklärung des Kirchenparlaments zu den Armeniern

25. April 2015. Berlin (epd). Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz hat an die Opfer des Völkermordes an den Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren erinnert und die Bundesregierung zum Engagement für religiöse Minderheiten aufgefordert. "Verantwortung verjährt nicht", heißt es in einer Erklärung, die am Samstag bei der Frühjahrstagung der Synode der Landeskirche in Berlin beschlossen wurde: "Was damals geschah, darf auch heute nicht verschwiegen werden."

Der Völkermord an den Armeniern müsse von der ganzen Welt anerkannt und verurteilt werden, auch von der Türkei, heißt es weiter in der Erklärung: "Schuld muss angenommen werden." Dieser durchaus schwere Schritt der Aufarbeitung der eigenen Geschichte sei notwendig, um den "Weg zur Vergebung zu öffnen, bittere Erinnerungen zu heilen und eine gemeinsame Zukunft zu gewinnen".

"Als Christen sehen wir unsere Aufgabe darin, dafür Sorge zu tragen, dass die Wahrheit zum Zuge kommt", heißt es weiter in der Erklärung des Kirchenparlaments. Auch die türkische Zivilgesellschaft suche inzwischen die Auseinandersetzung mit den Verbrechen an der christlichen Minderheit, denen ab 1915 bis zu 1,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Solange jedoch "Vertreter des türkischen Staates die Auseinandersetzung eher zu verhindern versuchen als sie zu befördern", sei Versöhnung in der türkischen Gesellschaft kaum möglich.

"Als Deutsche wissen wir, welche geistliche, intellektuelle und gesellschaftliche Herausforderung die historische Aufarbeitung der Verbrechen des vergangenen Jahrhunderts darstellt", heißt es weiter in der Erklärung. Diese Erfahrungen seien zugleich eine Ermutigung, für Versöhnung zwischen Armeniern und Türken einzutreten. Dafür biete vor allem der Jugendaustausch eine Chance.

Deutschland trage Mitverantwortung für den Völkermord, betonte die Synode weiter: "Dafür bitten wir das armenische Volk um Verzeihung." Angesichts dieser Mitverantwortung sei auch ein deutscher Beitrag zur Aufarbeitung notwendig.

Das Kirchenparlament dankte zugleich Bundespräsident Joachim Gauck für seine Rede vom 23. April, in der er die Verbrechen an den Armeniern klar als Völkermord bezeichnet hat. Die Bundesregierung müsse sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, "dass religiöse Minderheiten weltweit respektiert werden", hieß es weiter. Bundestag und Bundesregierung müssten sich zudem für einen Ausgleich zwischen Armeniern und Türken einsetzen.