„Jetzt braucht's deinen Anstoß“

19.05.2025

Gemeinsamer ökumenischer Gottesdienst vor dem DFB-Pokalfinale in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche

Am 24. Mai findet im Berliner Olympiastadion das Finale im DFB-Pokal statt. Dabei treffen die Mannschaften VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld aufeinander.

Vor dem Spiel gibt es einen besonderen Gottesdienst, zu dem die beiden großen Kirchen vor dem DFB-Pokalfinale in Berlin zu einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst einladen.

Dieser findet am 24. Mai 2025 um 12:00 Uhr in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche unter dem Motto „Jetzt braucht´s deinen Anstoß“ statt. Der Gottesdienst bietet eine Gelegenheit, gemeinsam zu beten und den sportlichen Höhepunkt des Tages auch spirituell zu begleiten.

Er wird von EKD-Militärbischof Dr. Bernhard Felmberg und Bischof Dr. Stefan Oster, dem Sportbischof der katholischen Deutschen Bischofskonferenz geleitet.

Weitere wichtige Mitwirkende sind unter anderem DFB-Präsident Bernd Neuendorf, die Sportseelsorgerin der Deutschen Bischofskonferenz, Elisabeth Keilmann, und die Pfarrerin der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Sarah-Magdalena Kingreen.

Im Rahmen dieser Veranstaltung hat unsere Socialmediabeauftragte Manuela Schneider mit Dr. Bernhard Felmberg, dem Sportbeauftragten der EKBO, über die Bedeutung dieses ökumenischen Gottesdienstes gesprochen. In dem Interview erklärt er, warum Kirche und Sport so gut zusammenpassen, welche Impulse der Gottesdienst für Gesellschaft und Glauben geben kann und was wir vom Mannschaftssport für das Zusammenleben lernen können.

Das Gespräch gibt spannende Einblicke in die Verbindung von Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt – Werte, die sowohl im Sport als auch in der Kirche eine zentrale Rolle spielen.

Was bedeutet es für Sie persönlich, wenn sich Kirche und Sport an einem Tag wie dem DFB-Pokalfinale in einem ökumenischen Gottesdienst begegnen?
Dr. Bernhard Felmberg: Coming home! Die Predigt beim DFB Pokalfinalgottesdienst halten zu dürfen, ist mir eine große Freude. Vor gut 15 Jahren haben der damalige Geschäftsführer des Arbeitskreises Kirche und Sport der EKD, Stefan Kiefer, und ich als Sportbeauftragter der EKD, dieses Format entwickelt. Die Kapelle im Berliner Olympiastadion war zu klein. Wir wollten direkt zu den Fans. Kirche mittendrin. Und ein Teil der Fans trifft sich ja am Breitscheidplatz direkt vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Da lag es nahe dort zum Gottesdienst einzuladen. Nach dem Motto: „Kommt rein!“ Kirche und Sport, das können viele Menschen nicht zusammendenken. Das ist schade, denn Viele, die Sport treiben, sind Christen und viele Sportler glauben an Gott. Nicht zuletzt durch meine Tätigkeit im Berliner Olympiastadion weiß ich, wie viele Menschen auf Gott hin ansprechbar sind. Dabei spielt die gelebte Ökumene eine wesentliche Rolle. Der Passauer Bischof Stefan Oster ist bei diesem großen Gottesdienst dabei. Auch im Berliner Olympiastadion ist jede Andacht gelebte Ökumene. Das wollen die Menschen – und ich auch.


Der Gottesdienst steht unter dem Motto „Jetzt brauchts deinen Anstoß“ – welche Impulse wünschen Sie sich für Kirche und Gesellschaft aus dieser Verbindung?
Dr. Bernhard Felmberg: Ohne „Anstoß“ geht das Fußballmatch nicht los. Ohne „Anstoß“ würden alle nur herumstehen und warten, dass etwas passiert. Es braucht denjenigen, der als Erster gegen den Ball tritt. In dem Moment aber, indem er dies tut, lebt das Spiel davon, dass er sofort weiß, wohin er den Ball spielen kann. Er ist nicht allein. Alle anderen warten darauf, dass sie mit in das Spiel hineingenommen werden und das Ihre dazu beitragen, dass sich Dynamik in der Mannschaft entfaltet. Diese Bereitschaft loszulegen, zu wissen, wohin man passen muss, damit Spielzüge entstehen und letztlich Tore, damit man ein Spiel auch gewinnen kann, ist das, was wir als Kirche lernen können. Häufig ist es ja so, dass einer den Anstoß zu etwas gibt, aber sich keiner zum Passspiel anbietet. „Lass den erst einmal machen“, heißt es dann. Von Dynamik, Strategie und dem Willen zum Erfolg sind wir als Kirche gefühlt meilenweit entfernt. Steht bei uns wirklich eine Mannschaft auf dem Platz? Eine Mannschaft, die wirklich das Ziel hat Tore zu schießen? Oder sind wir schon froh, wenn wir beim Anstoßkreis den Ball betrachten können und uns mit der Zeit einen Stuhl holen, im Stuhlkreis auf diesen Ball schauen und das ganze Setting als gestaltete Mitte bewundern. Was können wir lernen? Es braucht den einen, der anstößt, aber das Ganze ist ein Mannschaftssport. Nur wer mitspielt, sich einsetzt, für den andern auch einmal die Kohlen aus dem Feuer holt, daran glaubt, dass mehr drin ist, als das, was andere denken und unken, der wird am Ende den Pokal, oder den Siegeskranz erhalten.
 
Wie können kirchliche Werte wie Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt gerade im Sport erfahrbar werden – und was können beide Bereiche voneinander lernen?
Dr. Bernhard Felmberg: Ohne Fairness, Teamgeist und Zusammenhalt geht es im Fußball letztlich nicht – auch nicht in der Kirche. Der DFB Pokal ist hierfür ein wunderbares Beispiel. Hier spielen Erstligisten gegen Mannschaften unterer Ligen. Der Reiz liegt darin, dass gerade durch Einsatz, Teamgeist, Zusammenhalt und Fairness gezeigt werden kann, dass ein Drittligist wie Arminia Bielefeld sogar einen ehemaligen Deutschen Meister aus dem Turnier kicken konnte und jetzt im Endspiel steht Teamgeist ist häufig besser als das Zusammenwürfeln einer Truppe mit hervorragenden Leistungsträgern, die aber nicht miteinander spielen können. Das ist ein Segen, eine Verheißung und ein Lob des Mittelmaßes, dass dieses erstklassig werden kann, wenn Zusammenhalt und Teamgeist stimmen. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Das sollte uns gerade als Kirche immer wieder Mut geben, das „Spiel“ des Lebens zu gestalten, so mittelmäßig wir uns auch fühlen oder es auch sind.