Abschied von Margot Friedländer
12.05.2025
Bischof Christian Stäblein: „Sie war eine der eindrücklichsten Stimmen gegen das Vergessen – und eine für das Leben.“

Der Tod der Holocaust-Überlebenden Margot Friedländer (1921-2025) ist in Politik und Gesellschaft mit großer Trauer und in tiefem Respekt vor der engagierten NS-Zeitzeugin aufgenommen worden. Die Berliner Ehrenbürgerin werde in ihrer Geburtsstadt Berlin beigesetzt, sagte ein Sprecher ihrer Stiftung dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag. Ort und Tag sollen Anfang der Woche bekanntgegeben werden. Vor längerer Zeit war auch eine mögliche Bestattung an der Seite ihres Ehemanns in New York im Gespräch.
Margot Friedländer starb am 9. Mai 2025 mit 103 Jahren. Noch zwei Tage zuvor hatte sie bei einer Gedenkveranstaltung in Berlin zum 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Weltkriegsendes in Europa am 8. Mai 1945 bewegende Worte an die Gäste gerichtet und war dafür mit stehenden Ovationen bedacht worden.
Zahlreiche Politikerinnen und Politiker und weitere Persönlichkeiten äußerten tiefe Trauer über den Tod von Margot Friedländer. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hatte bereits am Freitagabend erklärt, sie habe „jeden, der ihr begegnete, mit ihrer Wärme, ihrer Zugewandtheit, ihrer ungeheuren Kraft beeindruckt“. Ihre tiefe Menschlichkeit habe ihn im Innersten berührt.
Auch Bischof Christian Stäblein äußert sich zum Tod von Margot Friedländer: „Mit großem Respekt und tiefer Trauer nehme ich Abschied von Margot Friedländer. Sie war eine der eindrücklichsten Stimmen gegen das Vergessen – und eine für das Leben. In unzähligen Begegnungen, Gesprächen und Vorträgen hat sie uns Anteil gegeben an ihrer Geschichte und ihrer Hoffnung. Dass sie nach allem, was ihr und ihrer Familie während der Zeit des Nationalsozialismus angetan wurde, den Weg des Erinnerns, der Versöhnung, ja sogar der Liebe gegangen ist – das bleibt ein Vermächtnis für uns alle. Margot Friedländer hat Menschen zugehört, sie ermutigt und herausgefordert. Sie hat mit Menschlichkeit gesprochen – eindringlich, klar, unvergleichlich. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus wieder wächst und demokratische Grundwerte infrage gestellt werden, war ihre Stimme ein Licht. Wir sind dankbar für das, was sie uns gegeben hat: Erinnerung, Mut, Humanität und Versöhnung. „Seid Menschen“, hat sie uns noch vor zwei Tagen zugerufen – das bleibt unser Auftrag. Ich verneige mich vor ihr. Ihr Gedenken sei zum Segen für alle.“
(EKBO/epd)