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Spätes Gedenken an Friedrich Weißler

Andacht mit Kranzniederlegung am neuen Ehrengrab am Ewigkeitssonntag, 22. November 2020

Gedenkstele für Friedrich Weißler im Grünen, Foto: Marion Gardei/EKBO
Foto: Marion Gardei/EKBO

Friedrich Weißler war der erste evangelische Märtyrer im Widerstand gegen den Nationalsozialismus, ein Christ aus einer jüdischen Familie und Mitarbeiter der Bekennenden Kirche. Er wurde am 28. April 1891 in Königshütte (Oberschlesien) geboren. Sein Vater war der jüdische Rechtsanwalt Adolf Weißler, der seinen Sohn Friedrich evangelisch taufen ließ. Nach abgeschlossener Schulausbildung in Halle studierte Friedrich Weißler Jura und promovierte 1913 an der Universität Halle zum Dr. jur. Er nahm am 1. Weltkrieg teil und bekam das Eiserne Kreuz. 1920 wurde er Richter in Halle, 1932  Landgerichtsdirektor in Magdeburg. Seine Frau war  die Pfarrerstochter Johanna Schäfer, die beiden hatten 1922 geheiratet und bekamen zwei Söhne.

1933 verurteilte Weißler einen SA-Mann zu einer Ordnungsstrafe von 3 Reichsmark für das verbotene Tragen  seiner Uniform vor Gericht. Daraufhin stürmten Angehörige der SA und des Stahlhelm-Bund der Frontsoldaten das Gericht und zwangen Weißler öffentlich die Hakenkreuzfahne zu grüßen. Im April 1933 wurde Weißler aufgrund des sog. Arier-Paragraphen entlassen. Familie Weißler zog nach Berlin um und wohnte in Charlottenburg in der Meiningenallee 7, wo heute zwei  Stolpersteine und eine Gedenktafel an ihn und seine Familie erinnern.

Er war fortan als juristischer Berater und Büroleiter der Bekennenden Kirche in Berlin tätig. So hatte er 1936 auch an einer Denkschrift der Bekennenden Kirche an Adolf Hitler mitgewirkt, die die staatlich betriebene Entchristlichung im „Dritten Reich“ anprangerte ebenso wie dessen Rechtsbeugungen und Antisemitismus. Das eigentlich nicht öffentlich gedachte Schreiben wurde dann in der Auslandspresse veröffentlicht, darauf reagierte das Hitlerregime empfindlich. Die Bekennende Kirche geriet in Verdacht, mit dem Ausland zusammen zu arbeiten. Friedrich Weißler wurde im Oktober 1936 von der Gestapo verhaftet und in das Polizeigefängnis Alexanderplatz verbracht. Am 13. Februar 1937 wurde er mit den Mitgefangenen Werner Koch und Ernst Tillich  in das Konzentrationslager Sachsenhausen eingeliefert. Dort wurde Weißler als sog. „Nichtarier“ behandelt und kam in Einzelhaft. SS-Männer verübten an ihm dort fünf Tage lang Gewaltexesse und prügelten ihn schließlich zu Tode: Am 19. Februar fand ihn der Diensthabende leblos in seiner Zelle. Ein sorgfältiger Untersuchungsbericht des Generalstaatsanwalts, der erstaunlicherweise zustande kam, dokumentierte, dass Weißler aufgrund schwerster innerer Verletzungen verstorben war.

Friedrich Weißler war bei der Kirche lange in Vergessenheit geraten, nachdem sich die Bekennende Kirche zu Unrecht von ihrem einstigen Mitarbeiter distanziert hatte, der im Verdacht stand, die Denkschrift ins Ausland durchgestochen zu haben. „Von seiner Kirche verlassen“, so steht es auf der Erinnerungs-Stele in der Gedenkstätte Sachsenhausen, die die EKD für ihn errichten ließ. Wolfgang Huber, der sie als ehemaliger EKD-Ratsvorsitzender 2005 einweihte, kommentierte:  „... Seine Kirche stand ihm in der äußersten Gefährdung nicht so bei, wie sie es hätte tun müssen.“

In diesem Jahr haben wir als EKBO gemeinsam mit der EKD die Stele restaurieren lassen, die inzwischen arg verwittert war. Und erfreulicherweise wird Friedrich Weißlers Grab auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf vom Senat zum Ehrengrab erklärt.

Deshalb wollen wir am Ewigkeitssonntag, den 22. November 2020, Friedlich Weißler dort mit einer Andacht von Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein und einer Kranzniederlegung erinnern. Dazu treffen wir uns um 14 Uhr an der Friedhofskapelle (Norwegische Holzkappelle) und gehen dann gemeinsam zum Grab. Alle sind herzlich eingeladen. Anmeldung: m.gardei(at)ekbo.de

Marion Gardei, Beauftragte für Erinnerungskultur der EKBO