Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Die Dorfkirche des Monats steht in Steinitz

Für August 2020 wurde eine Kirche aus dem Landkreis Spree-Neiße in der Lausitz ausgewählt

Die Nordseite der Kirche in Steinitz. Foto: Michael Schletze / Innenaufnahme: Bernd Janowski
Die Nordseite der Kirche in Steinitz. Foto: Michael Schletze / Innenaufnahme: Bernd Janowski

Eigentlich sollte das etwa 20 Kilometer südwestlich der Stadt Cottbus gelegene Dorf  Steinitz längst verschwunden sein – und mit ihm die auf einer kleinen Anhöhe gelegene markante Dorfkirche. Aus Richtung Südosten bewegte sich lange Zeit der Braunkohlentagebau Welzow-Süd auf die Ortschaft zu. 1992 verschlang er das Dorf Wolkenberg und noch 1996/97 wurde das benachbarte Kausche devastiert. Auch Steinitz war bereits „Bergbauschutzgebiet“, wie es verharmlosend im Beamtendeutsch der DDR hieß. Doch dann stoppten die Großraumbagger knapp drei Kilometer vor dem Ortseingangsschild. Der bis dahin extensiv betriebene Abbau der Braunkohle wurde stark eingeschränkt und das Dorf Steinitz erhielt eine neue Chance. Zuvor wurden allein zwischen 1974 und 1989 49 Siedlungen vernichtet und 8.219 Personen umgesiedelt. Neben anderen erhaltenswerten Denkmalen sind auch 27 Kirchengebäude – zum großen Teil sogar ohne vorherige Dokumentation – vernichtet worden.

Bereits 1280 wird in Steinitz eine Kirche erwähnt – sogar als Mutterkirche von Welzow,  Drebkau und weiteren Ortschaften. Wie dieses erste Gotteshaus aussah, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die jetzige Steinitzer Dorfkirche wurde um das Jahr 1454 fertiggestellt, wie eine kürzlich erfolgte dendrochronologische Untersuchung der Dachkonstruktion ergab. Das über dem Erdboden zwei Meter mächtige Mauerwerk besteht aus unbehauenen Feldsteinen; Tür und Fenstergewände sowie die Ecken wurden mit Backsteinen eingefasst. Der massive quadratische Westturm mit einem hohen Walmdach entstand vermutlich einige Zeit später, ebenso ein Anbau auf der Nordseite. Aus der Bauzeit stammen die rundbogig abgestuften Portale, während die Fensteröffnungen im Barock verändert wurden.

Den Innenraum überzieht eine Flachdecke mit schöner Kassettenmalerei, von der jedoch bereits größere Teile zerstört sind. Ein auf älteren Abbildungen erkennbarer Kanzelaltar mit bauchigem Kanzelkorb ist in großen Teilen noch vorhanden und lagert abgebaut in der Kirche. Vom Orgelprospekt sind nur Rudimente zu sehen. Vorhanden sind Reste mittelalterlicher Wandmalereien. Geprägt wird der Raum jedoch durch die zweigeschossige Hufeisenempore aus dem späten 18. Jahrhundert, die sich bis in den Altarraum erstreckt und dort auf beiden Seiten in verglasten Patronatslogen mit aufgemalten Familienwappen ausläuft. Insgesamt finden sich – an der Empore sowie auf Grab- und Gedenksteinen –  in der Steinitzer Kirche die Wappen von zehn adligen Familien, was auf komplizierte Besitzverhältnisse schließen lässt.

Steinitz war eines jener Dörfer, bei denen ein Anteil zum böhmischen, später sächsischen Markgraftum Niederlausitz gehörte und ein weiterer zum alten brandenburgischen Kreis Cottbus. Erst 1816 kam der gesamte Ort zum preußischen Kreis Calau. Noch verworrener stellten sich die Besitzrechte an Gut und Dorf dar, die unter verschiedenen Grund- und Patronatsherren aufgesplittert waren. So finden sich auf dem Kirchhof noch zwei verwitterte Grabsteine für Henriette Wilhelmine von Loeben und Alfred Ehrenreich von Muschwitz.

Die letzte kirchliche Amtshandlung im aufgegebenen Steinitzer Gotteshaus fand 1984 statt. Danach und bis heute stand das Kirchengebäude ungenutzt und verfiel. Schließlich musste das Bauwerk bauaufsichtlich gesperrt werden.

Im Rahmen eines studentischen Projektes der brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg konnte im Jahr 2010 eine umfangreiche Baudokumentation erarbeitet und die Baugeschichte, inklusive der Ausstattung und Patronatsgeschichte, detailliert untersucht werden. Seit kurzem liegt diese Dokumentation nun auch als Arbeitsheft des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege in gedruckter Form vor. Und vor wenigen Wochen erreichte die Kirchengemeinde ein Förderbescheid über Mittel  aus der Denkmalhilfe des Landes Brandenburg in Höhe von 150.000 Euro. Die LEAG als Nachfolgerin des Braunkohle-Konzerns Vattenfall steuert 300.000 Euro bei. Derzeit wird eine erste Sicherungsphase vorbereitet. Weitere Sanierungs- und Restaurierungsschritte müssen folgen, ein erster hoffnungsvoller Schritt ist getan.

Weitere Informationen:
Ev. Kirchengemeinde Drebkau-Steinitz-Kausche; Pfarrer Wolfgang Selchow; kirche-drebkau(at)t-online.de; Tel.: 035602-51517