Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Die Dorfkirche des Monats steht in Mahlenzien

Für den November 2021 wurde eine Kirche im Kreis Potsdam-Mittelmark ausgewählt

Die Dorfkirche in Mahlenzien. Foto: Hans Tödtmann
Die Dorfkirche in Mahlenzien. Foto: Hans Tödtmann

Das etwa 15 Kilometer südwestlich der Stadtmitte von Brandenburg an der Havel am Südfuß der Karower Hochfläche gelegene Dorf Mahlenzien wurde 1370 in einem Lehnsregister erstmals urkundlich erwähnt. Etwa aus dieser Zeit stammt auch die „Motte von Mahlenzien“; die Reste einer frühdeutschen Turmhügelburg südlich der Kirche sind archäologisch gut untersucht. Nach verschiedenen Vorbesitzern geriet Mahlenzien ab 1583 in den Besitz der Familie von Schierstedt, unter deren Herrschaft der Ort zum reinen Gutsdorf ohne selbständige Bauern wurde.

Die Mahlenziener Kirche, in ihren Ursprüngen ein Feldsteinbau aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert mit eingezogenem Chor, verdankt ihr heutiges Aussehen einem tiefgreifenden Umbau im Jahr 1729, der vermutlich nach Beschädigungen im Dreißigjährigen Krieg nötig geworden war. Das Gotteshaus erhielt ein Kehlbalken-Sparrendach mit liegendem Stuhl, was zu dieser Zeit im ländlichen Bereich noch recht selten war. Der Chor wurde auf die Breite des Langhauses gebracht und die Fenster wurden vergrößert. Über dem Westgiebel entstand ein Fachwerkturm mit Pyramidendach. Auch der neu gestaltete Ostgiebel wurde als Fachwerkkonstruktion gestaltet. Über der Eingangstür befindet sich das Wappen der Patronatsfamilie von Schierstedt.

Im Innenraum, der noch ganz den romantischen Eindruck des barocken Umbaus vermittelt, ruht auf den Stützpfeilern des Fachwerkturmes die Westempore. Der mit reichem Schnitzwerk verzierte Kanzelaltar ist mit einer Chorempore verbunden. Links und rechts befinden sich Durchgänge und das jeweils vergitterte Patronats- und Pastorengestühl, von denen das Letztere vermutlich auch als evangelischer Beichtstuhl genutzt wurde. Auffallend ist, dass sämtliche hölzernen Einbauten holzsichtig sind und über keinerlei Farbanstrich verfügen. Zwei kleinere undatierte Glocken könnten ihrer Form nach noch aus dem Mittelalter stammen.

Von 1999 bis 2004 wurde die zuvor nicht mehr nutzbare Dorfkirche Mahlenzien umfangreich instandgesetzt: Das Dach erhielt eine neue Deckung, Turm und Kirchenschiff wurden saniert. Auch die Ausstattung – Schnitzaltar und Gestühl – konnten restauriert werden. Doch inzwischen sind neue Arbeiten notwendig geworden: Am Turmfachwerk zeigen sich Schäden durch herabfallenden Putz. Im Inneren sind Risse im Ostgiebel und Putzschäden festzustellen. Die hölzerne Ausstattung ist massiv vom „Holzwurm“ (Anobium punctatum) befallen. Auch der Dachstuhl weist Schäden durch den Befall mit Schadinsekten auf.

Es ist geplant, das Kircheninnere zu begasen, um die Anobien wirkungsvoll zu bekämpfen. Außerdem sollen 2022 die Schäden am Turm beseitigt und das Kircheninnere nach der Riss- und Putzsanierung denkmalgerecht saniert werden. Entsprechende Förderanträge sind in Vorbereitung. Um die Schädlingsbekämpfung durchführen zu können, sind verschiedene Gutachten vorzuweisen. Zum einen handelt es sich um eine Stellungnahme der Naturschutzbehörde, da im Kirchturm eine Schleiereule nistet und auch der Aufenthalt von Fledermäusen nicht auszuschließen ist. Zum anderen ist eine restauratorische Voruntersuchung nötig. Die Kosten für beide Gutachten wird der Förderkreis Alte Kirchen übernehmen, so dass im kommenden Jahr hoffentlich die eigentlich nötigen Arbeiten beginnen können.

Weitere Informationen:
Ev. Pfarramt Wusterwitz; Pfarrer Holger Zschömitzsch; Hauptstraße 30; 14789 Wusterwitz; Tel.: 033839-71705; Mail:
h.zschoemitzsch(at)gmx.de