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Die Dorfkirche des Monats steht in Hohennauen

Im April 2020 ist eine Kirche im Havelland zur Dorfkirche des Monats gewählt worden

Die Dorfkirche in Hohennauen. Foto: Andrea von Fournier
Die Dorfkirche in Hohennauen. Foto: Andrea von Fournier

Eigentlich sollte der Abschluss der umfassenden Instandsetzungs- und Restaurierungsarbeiten an der Dorfkirche Hohennauen mit einem großen Festgottesdienst am 16. Mai gewürdigt werden. Aufgrund der derzeitigen Einschränkung des öffentlichen Lebens durch die rasante Ausbreitung des Corona-Virus ist dieser Termin inzwischen fraglich. Die Freude über die Kirchensanierung dürfte das nur unwesentlich trüben – auf das Erreichte können die Hohennauener stolz sein.

Erstmalig urkundlich erwähnt wird der Ort in einer Urkunde von 1312, bereits damals im Besitz der Familie von der Hagen, die die Geschichte von Hohennauen bis 1945 wesentlich prägte. Die heutige Kirche, ein barocker Putzbau mit dreiseitigem Ostschluss, entstand 1710 bis 1720 auf den Fundamenten eines Vorgängerbaus. Wesentlich älter ist der massive Backsteinturm, der bereits aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammt. Ein Anbau auf der Nordseite des Kirchenschiffes, in dessen Mitte sich heute der Haupteingang befindet, enthält zwei Patronatslogen.

Der Innenraum wird von einer Stuckdecke überspannt. Den reich geschmückten Renaissance-Altaraufsatz stifteten um 1600 Thomas und Cuno von der Hagen. In der Mittelachse sind das Abendmahl, die Kreuzigung Jesu und das Jüngste Gericht dargestellt, flankiert von weiteren kunstvoll gearbeiteten Gemälden und Schnitzfiguren. 1608 stiftete Wiprecht von der Hagen die schöne Sandsteintaufe, die mit Reliefdarstellungen Johannes des Täufers und Puttenköpfen geschmückt ist. Zwei Jahre später, 1610, entstand die Kanzel, in deren Brüstungsfeldern Gemälde von Moses, David, vier Propheten, Johannes dem Täufer, Christus und dem Evangelisten Johannes dargestellt sind. Auch hier sind die Stifternamen – Arend, Friedrich und Thomas von der Hagen – überliefert und zeugen von der Größe des Familienverbandes der Patronatsfamilie, an die auch mehrere eindrucksvolle Epitaphien im Kirchenraum erinnern.

Um die lange Zeit vernachlässigte Kirche vor weiterem Verfall zu bewahren, gründete sich am Himmelfahrtstag des Jahres 2009 der Förderkreis der Kirche Hohennauen e.V. Zahlreiche Veranstaltungen wurden organisiert, Spenden gesammelt und Anträge geschrieben. Mit der Kommunalgemeinde Seeblick, zu der Hohennauen seit 2001 gehört, wurde 2011 ein Vertrag über die öffentliche Nutzung des Kirchengebäudes geschlossen. Bürgermeister Ulf Gottwald erklärte: „Eine vielseitige Nutzung der Kirche bereichert das gesellschaftliche, kulturelle und künstlerische Leben der Gemeinde.“

Der Zusammenarbeit von Förderverein, Kirchengemeinde und Kommune und ist es dann auch zu danken, dass schließlich Fördermittel aus einem Programm der Europäischen Union bewilligt wurden. Den nötigen Eigenanteil von immerhin 125.000 Euro brachten Kirchengemeinde, Förderverein und Landeskirche gemeinsam auf. Die lang ersehnte umfangreiche Sanierung konnte beginnen.

Bereits 2017 wurde der Kirchturm instand gesetzt; die Bekrönung mit Kugel und Kreuz konnte ausschließlich aus Spendengeldern finanziert werden. 2018 folgte die Sanierung des Kirchendaches, das Mauerwerk des Kirchenschiffes wurde trockengelegt und der Sockel saniert. Als Ersatz für eine im 1. Weltkrieg eingeschmolzene Glocke ließ der Förderverein eine neue, hälftig durch Landesfördermittel und Spenden der Bürger finanzierte „Kinderglocke“ gießen, die das historische Dreiergeläut nach über 100 Jahren wieder komplettierte. Der Glockenschmuck wurde von Kindern aus dem Ort entworfen. Auch hier war der Förderverein die treibende Kraft.

Im vergangen Jahr 2019 begann die Restaurierung des Innenraumes. Die Kirchendecke überwölbt den Raum nun wieder als blau strahlender Sternenhimmel. Beim Aufnehmen der alten Bodenfliesen stießen die Bauarbeiter auf 15 alte Grabplatten, deren älteste aus dem Jahr 1576 stammt. Unter ihnen befinden sich Familiengrüfte, die jedoch nicht geöffnet werden sollen. Eine der Grabplatten ist inzwischen restauriert und soll unter einer Glasplatte sichtbar im Fußboden verbleiben. Fünf besonders schöne und für die Geschichte der Region wichtige Grabplatten wurden durch engagierte Mithilfe der Bürger professionell fotografiert; diese werden in Form einer Ausstellung nahezu in Originalgröße gezeigt.

Gegenwärtig wird als krönender Abschluss die Orgel instandgesetzt. In den barocken Prospekt eines unbekannten Vorgängerinstruments aus dem Jahr 1738 baute die Firma Alexander Schuke 1906 eine pneumatische Orgel mit 10 Registern auf zwei Manualen und einem Pedal ein. Die Firma Schuke ist es auch, die derzeit mit der Restaurierung beschäftigt ist, da viele der Orgelpfeifen in Kriegszeiten eingeschmolzen wurden. Auch diese Maßnahme wurde unter der Leitung des Förderkreises ermöglicht, welcher die Finanzierung durch Einwerbung von Spenden und die Beantragung von Landesmitteln ermöglichte.

Die Erfolge der letzten Jahre fasst Monika Pickenhahn, die Vorsitzende des Förderkreises der Kirche Hohennauen, wie folgt zusammen: „Das Thema Kirchensanierung in Hohennauen ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie eine Kirche der Mittelpunkt des Dorfes und seiner Menschen werden kann. Wir in unserem Dorf sind wieder ein Stück näher zusammengerückt. Das Miteinander und Füreinander ist für uns heute wichtiger denn je.“

Weitere Informationen:
Monika Pickenhahn; Seestr. 11; 14715 Seeblick / OT Hohennauen; Tel.: 03385-511707; Mail: ambiente.rathenow(at)icloud.de