Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Theologieprofessor Slenczka verteidigt Thesen zum Alten Testament

"Niemand will das Alte Testament abschaffen oder verbannen"

21. Mai 2015. Berlin (epd). Der evangelische Theologe Notger Slenczka hat seine Aussagen zur Bedeutung des Alten Testaments für die christliche Bibel verteidigt. In der gegenwärtigen Debatte sei unstrittig, dass das Alte Testament als Ausdruck der besonderen Zuwendung Gottes für das Judentum Teil des Bibelkanons sei, schreibt der Professor für systematische Theologie in der Berliner Wochenzeitung "Die Kirche" (Ausgabe vom 24. Mai): "Niemand will das Alte Testament 'abschaffen' oder 'verbannen'."

"Gott liebt genau dieses Volk Israel, das heutige Judentum, in besonderer Weise, und nur durch dieses Volk die Welt", schreibt Slenczka. Es stelle sich jedoch die Frage, "in welchem Sinn wir uns als Christen auf das Alte Testament beziehen". Wenn das Alte Testament Zeugnis des Glaubens Israels sei, könne es in der Kirche "nicht in demselben Sinne normativ sein wie die Schriften des Neuen Testaments".

Das vorchristliche Selbst-, Welt- und Gottesverständnis des Alten Testaments werde im Neuen Testament "radikal neubestimmt", schreibt Slenczka: Das Neue Testament sei Ausdruck der "Einsicht, dass Gottes Liebe bedingungslos ist und jede menschliche Grenze, auch die Grenze zwischen dem erwählten Volk und den übrigen Völkern, überschreitet".

Er schlage deshalb vor, das Alte Testament als vorchristliches Buch zu verstehen, das als Zeugnis der Gotteserfahrung der Jünger Jesu und der ersten Gemeinden vor der Begegnung mit Christus vorausgesetzt werde, schreibt der Theologieprofessor der Berliner Humboldt-Universität weiter: "In den Schriften des Neuen Testaments hingegen sehen wir, wie dieses Zeugnis des vorchristlichen Glaubens an Gott neu bestimmt wird und durch die Begegnung mit Christus einen neuen Sinn gewinnt."

Slenzkas Äußerungen zum Alten Testament, die er 2013 erstmals in einem Aufsatz publizierte, waren vor einigen Wochen auf teils scharfe Kritik anderer Theologen gestoßen. Auch der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, hatte Slenczkas Überlegungen zurückgewiesen und sich ausdrücklich zur großen Bedeutung des Alten Testaments des Judentums für das Christentum bekannt.