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Theologe "in der Welt und für die Welt" - Christian Stäblein kandidiert für das Berliner Bischofsamt

Als Propst und Stellvertreter des Bischofs ist er in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz fest verankert. Nun kandidiert Christian Stäblein auch für das Bischofsamt. Am Freitag wird gewählt.

Berlin (epd). Stadt und Land, Posaunenfest mit Kunstinstallation in Brandenburg, S-Bahnfahrt mit überraschenden Begegnungen in Berlin und in all dem keine Sonderwelt für den Glauben: So beschreibt Christian Stäblein bei der Vorstellung als Bischofskandidat in der Berliner Marienkirche am Alexanderplatz Ausschnitte aus der Welt der Landeskirche. Voller Staunen und Dankbarkeit sei er, dass er da seit einigen Jahren mit hineingenommen werde, betont der promovierte Theologe: "In dieses Gemisch aus Traditionen von Ost und West, Metropole, Städten, Dörfern."

Seit August 2015 ist der 51-jährige gebürtige Niedersachse Propst der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und hat damit auch die theologische Leitung im Konsistorium der Landeskirche inne. Er ist dort zuständig für theologische Grundsatzfragen und leitet die Abteilung "Theologie und Kirchliches Leben". Nun will er Bischof werden, als Nachfolger von Markus Dröge, dessen zehnjährige Amtszeit im November endet. Er ist neben Heidrun Dörken und Jochen Arnold einer von drei Kandidierenden bei der Wahl am Freitag. Gewählt wird von der Landessynode, dem 114-köpfigen Kirchenparlament.

Die Themen, die er bei seinen Fahrten durch die Landeskirche und bei Terminen in den Gemeinden bereits bearbeitet hat, reichen von Abendmahlsfragen bis hin zu Argumenten für das Ja zur Trauung gleichgeschlechtlicher Paare. Sollte er gewählt werden, werde er sich in den ersten 100 Tagen im neuen Amt trotzdem wieder neu auf Reisen begeben, sagt Stäblein. Ökumene auch mit den Suchenden und Konfessionslosen gehöre zu den wichtigen Aufgaben in der Kirche, Selbstbeschäftigung dürfe nicht kirchliches Kennzeichen sein.

Christian Stäblein wurde am 1. November 1967 in Bad Pyrmont geboren und ist in Hannover aufgewachsen. Seine Mutter war eine der ersten Pfarrerinnen der hannoverschen Landeskirche, doch ihn zog es zunächst zum Jurastudium. Erst dann kam die Entscheidung für die kirchliche Laufbahn. Nach Studien der evangelischen Theologie, Judaistik, Philosophie, Geschichte und Rechtswissenschaften in Göttingen, Berlin und Jerusalem wurde er im Jahr 2000 zum Pfarrer ordiniert und zwei Jahre später mit einer Dissertation zum Thema "Predigen nach dem Holocaust" promoviert. Ab 2008 war er Studiendirektor des Predigerseminars im Kloster Loccum. Christian Stäblein ist verheiratet und hat vier Kinder.

Sich selbst sehe er als jemanden, "der Kirche vom Beten und Mit-Anderen-Sein her versteht", sagt er: Kirche müsse "in der Welt und für die Welt" präsent sein und "mit anderen für andere" handeln. Dazu gehöre auch, politische Positionen zu vertreten, solange sie nicht parteipolitisch sind. Die Kirche müsse zudem nach neuen Orten kirchlicher Präsenz in der Gesellschaft suchen, die die klassischen Kirchengemeinden ergänzen. Seit Jahrzehnten sinkende Mitgliederzahlen dürften nicht zu einem "Rückzug in alte Lieder und Gemäuer" führen.

"Klare Kante gegen die Angst" lautet Stäbleins Antwort auf Rechtspopulismus. Ein "Aufflammen von Judenfeindschaft" dürfe nicht hingenommen werden, betont er mit Blick auf wachsenden Antisemitismus und sieht sich zugleich in der Verantwortung für ein gutes interreligiöses Miteinander. Die Friedenskräfte vor allem der drei abrahamitischen monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam müssten gestärkt werden, sagt Stäblein. Freiheit der Religionen und gegenseitiger Respekt seien wesentlich.

Islam und Islamismus dürften nicht gleichgesetzt werden, Differenzierung sei wichtig, betont der Theologe. Die "rote Linie" im Miteinander müsse jedoch dort gezogen werden, wo die Anerkennung der Freiheit des anderen und die Suche nach Frieden nicht "common sense" seien.

"Gott ist nicht der Gott einer Identitätsbewegung", betont Stäblein in seiner Predigt bei der Vorstellung als Bischofskandidat. Das Gottesverständnis der Kirche stehe nicht für das Verharren in Traditionen und Gewohnheiten, sondern immer auch für einen Aufbruch ins Neue. Dies müsse auch in "Zeiten zunehmender Verrohung" im Bewusstsein bleiben.

Die Kirche werde als allererstes als "Erzählgemeinschaft" und nicht als "Zahlgemeinschaft" erkennbar, sagt der Theologe noch: "Am Anfang steht die Erzählung Gottes mit den Menschen." Das Evangelium werde als gute Nachricht sichtbar, indem es erzählt werde. Wendepunkte und Wegmarken des Lebens, von der Hochzeit bis zur Beerdigung, von der Taufe bis zur Einschulung, machten die Kirche besonders sichtbar. Die Aufgabe, erkennbar Kirche zu sein, erfordere auch kein neues Logo, sagt er: "Kirchtürme mit Kreuz sind unser Zeichen."