Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Theologe, DDR-Dissident, Außenpolitiker: Markus Meckel wird 70 Jahre

Er kam aus einem Pfarrhaus, war selbst Pfarrer in Mecklenburg und bei Magdeburg, organisierte oppositionelle Friedenskreise und gründete 1989 die SDP mit. Später war er der letzte DDR-Außenminister. Am Donnerstag wird Markus Meckel 70 Jahre alt.

Berlin (epd). Den Vollbart trägt er bis heute und auch sonst wirkt Markus Meckel wie einer, der sich treu geblieben ist. Seine Biografie liest sich wie die Blaupause einer typischen DDR-Bürgerrechtler-Karriere: evangelischer Pfarrer, DDR-Dissident, Friedenskreis- und Parteigründer, Außenminister, Bundestagsmitglied, Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Ehrenamtler in der Bundesstiftung Aufarbeitung. Am Donnerstag feiert der 1952 im brandenburgischen Müncheberg geborene Markus Meckel seinen 70. Geburtstag.

Wie viele seiner Mitstreiter und Mitstreiterinnen aus der DDR-Opposition erlangte Meckel in der Zeit von friedlicher Revolution und deutscher Wiedervereinigung vorübergehend große Berühmtheit. Er war als Mitgründer der Ost-SDP einer der Protagonisten und eines der (bärtigen) Gesichter des Herbst '89. Später vertrat er die SDP am Zentralen Runden Tisch in Ost-Berlin und wurde amtierender Vorsitzender der mittlerweile in SPD unbenannten Partei, nachdem der erste Vorsitzende lbrahim Böhme als Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit enttarnt worden war. Von März bis Oktober 1990 war Meckel Abgeordneter in der ersten freigewählten Volkskammer.

Nach den Wahlen vom 18. März 1990 gehörte der Theologe bis zum 20. August 1990 als Außenminister der letzten DDR-Regierung an. Er vertrat das sich auflösende Land unter anderem bei den Zwei-plus-vier-Gesprächen zwischen beiden deutschen Staaten und den alliierten Siegermächten des Zweiten Weltkrieges. Die Bundesregierung in Bonn und die Westalliierten nervte er wiederholt mit eigenen Vorschlägen zu Ablauf und Ausgestaltung des Wiedervereinigungsprozesses.

In seiner 2020 erschienen Autobiografie„ Zu wandeln die Zeiten“ nennt sich Meckel einen Überzeugungstäter. Er wollte damals die historische Chance nutzen, für ein neues Gesamtdeutschland, eine andere Sicherheitsarchitektur in Europa mit einer veränderten Nato und ein Verhältnis zwischen West- und Ost-Europa auf Augenhöhe. Das war aber nicht gewollt.

Im Nachhinein schaue er selbst mit etwas Ambivalenz und Erstaunen zurück auf diesen jungen Mann, der er damals war, schreibt Meckel: „Wie konnte ich solch ein Selbstbewusstsein entwickeln angesichts der sehr begrenzten Möglichkeiten an Zeit, Ressourcen und Mitspielern.“

Unbeirrt hätten er und seine engsten Mitstreiter im DDR-Außenministerium nach Möglichkeiten gesucht, entsprechende Ziele und Visionen zu entwickeln und zur Sprache zur bringen, „als längst klar war, dass wenig davon umsetzbar sein würde“. „Die Bundesregierung wollte alle Fragen aus dem Weg räumen, die auch dem Westen Veränderung abverlangt hätten“, schreibt er.

Zur Strafe ignorierte ihn der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und gab ihm in der ganzen Phase nur einmal bei einem Festakt gezwungenermaßen die Hand. Zu seinem westdeutschen Amtskollegen Hans-Dietrich Genscher (FDP) habe er dagegen bis zu dessen Tod 2016 immer ein gutes Verhältnis gehabt.

Nach dem 3. Oktober 1990 musste er wie so viele der Vorreiterinnen und Vorreiter beim Sturz des SED-Regimes einen Bedeutungsverlust hinnehmen. Von Oktober 1990 bis 2009 war Meckel Mitglied des Bundestages, unter anderem im Auswärtigen Ausschuss, und Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Parlamentariergruppe. Auf seine Initiative ging die Einrichtung der zwei Enquete-Kommissionen zur SED-Diktatur und ihren Folgen zurück. Aber er blieb in der zweiten Reihe.

Mit der Gründung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 1998 wurde Meckel ehrenamtlicher Vorsitzender des Stiftungsrates und bekleidet dieses Amt bis heute. Von 2013 bis 2016 war er zudem Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.

Seine Biografie hat Meckel auf den 463 Seiten aufgeschrieben: „Es hätten aber durchaus mehr sein können, ich musste 25 Prozent wegkürzen.“