Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

Rundfunkbeauftragte Dörken ist einzige Kandidatin für Nachfolge von Bischof Dröge

Heidrun Dörken ist als langjährige Sprecherin des "Worts zum Sonntag" auch in Berlin bekannt.

Als sich Heidrun Dörken an einem Sonntagnachmittag Mitte Februar in Berlin als Bischofskandidatin vorstellt, peitscht ein kalter Wind heftige Regenschauer über den grauen Alexanderplatz. Das Wetter vor der Marienkirche bietet manche Metapher für ihren Predigttext aus dem Markus-Evangelium, in dem es um ein Schiff in Seenot, Angst und Vertrauen geht. Die Rundfunkerfahrene Theologin weiß die Vorlagen zu nutzen und den Text für die Gemeinde ins Hier und Heute zu übersetzen. Ihre warme, klare Stimme und ihre deutliche Intonation, gepaart mit einer zuversichtlichen Ausstrahlung, lassen den Medienprofi schnell erkennen.
 
"Die erste Hürde habe ich genommen", sagt Dörken augenzwinkernd, als sie im Anschluss an den Gottesdienst das Podest für ihren Vortrag "Erkennbar Kirche sein" erklimmt. Die 56-jährige gebürtige Hamburgerin ist die einzige Frau unter den drei Bewerbern um die Nachfolge von Bischof Markus Dröge in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO). Beobachter räumen ihr bei der Wahl durch die 114 stimmberechtigten Synodalen am Freitag eher Außenseiterchancen ein. Die Konkurrenz ist mit Dröges jetzigem Stellvertreter, Propst Christian Stäblein, und dem Hildesheimer Theologen und Kirchenmusiker Jochen Arnold stark.
 
Dörken selbst ist Realistin genug, um ihre Chancen nicht überzubewerten, erste Frau überhaupt auf dem Berliner Bischofsstuhl zu werden. Schon der Anruf aus dem Bischofswahlkollegium, sie als Kandidatin vorzuschlagen, war für sie nach eigenem Bekunden eine Überraschung. Andererseits: Mehr als ein Mal hat die Synode in den zurückliegenden Jahren für Paukenschläge bei scheinbar sicheren Personalentscheidungen gesorgt. Und: Dörken kennt Berlin, hat hier ein halbes Jahr während ihrer Ausbildung gelebt. Ihr Mann arbeitet außerdem regelmäßig in der Hauptstadt.
 
Dörkens Sohn ist 17, das Ende seiner Schulzeit in Frankfurt am Main also in Sicht. Insofern würde ein Umzug nach Berlin in die Lebensplanung passen. Dörken lässt in der Fragerunde nach Gottesdienst und Vortrag eine große Sensibilität dafür erkennen, dass die EKBO eine sehr heterogene Kirche ist und so unterschiedliche Gebiete vereint wie die trendige, quirlige Hauptstadt im Osten, das alte Westberlin und strukturschwache Gebiete an den Rändern Brandenburgs. Im Falle einer Wahl zur Bischöfin würde sie "die ländlichen Räume in Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz zuerst besuchen", verriet Dörken, deren Berufsleben seit vielen Jahren eng mit dem Rundfunk verbunden ist.
 
Seit 2013 ist die Protestantin Senderbeauftragte für den Hessischen Rundfunk in Frankfurt, davor war sie ab 1999 Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. Von 1992 bis 1995 gehörte sie zu den Sprecherinnen beim "Wort zum Sonntag" in der ARD. Die 1962 in Hamburg geborene Dörken ist in Frankfurt aufgewachsen. Eine Lehrerin, die in der Schule "von der Einen Welt und den Rechten aller Menschen" gesprochen habe, habe sie stark geprägt. In Frankfurt, Heidelberg und Marburg studierte sie Theologie, von 1992 bis 1996 war sie Pfarrerin in Frankfurt und Mitglied der hessen-nassauischen Synode.
 
Als Senderbeauftragte könne sie das Evangelium jede Woche an mehr als eine Million Hörerinnen und Hörer weitergeben, sagt die Theologin. In ihrer Karriere hat sie auch die evangelische Pfarrerin Dorothea Gauland konfirmiert, die mit Engagement für Weltoffenheit ganz andere Wege geht als ihr Vater, AfD-Chef Alexander Gauland.
 
"Ich mag schöne Kleider und lese gern Mode-Blogs", verrät die 56-Jährige über ihre privaten Interessen. Auch lese sie gern Kochbücher. Und: "Manchmal koche ich auch." Und sie liebe die Paläoanthropologie und verpasse keine Ausstellung über die Geschichte des Menschen. Die Theologin ist mit dem Chef vom Dienst und Beauftragten für Social Media, Funk und RTL im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik (GEP), Thomas Dörken-Kucharz, verheiratet. Zur Familie gehören zwei Kinder aus erster Ehe des Ehemanns sowie der gemeinsame Sohn.
 
Wichtig als Bischöfin wäre ihr, sich wie Vorgänger Dröge politisch klar zu positionieren. Dessen Stellungnahmen zu aktuellen Fragen würde sie fortführen, kündigte Dörken bei ihrer Vorstellung an. Denn Kirche sei dann erkennbar, wenn sie im Gespräch ist mit vielen Akteuren in Politik und Wirtschaft: "Wenn sie ihre Stimme erhebt in ethischen Fragen; wenn sie in Umbrüchen an der Seite der Menschen mitgeht und gestaltet, wie jetzt beim Kohleausstieg in der Lausitz."