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Ökumenische Friedensdekade gestartet

Am 11. November 2018 hat die Ökumenische Friedensdekade begonnen, die zehn Tage währt und am 21. November in den Buß- und Bettag mündet. Das Motto der diesjährigen Dekade lautet "Krieg 3.0." im Hinblick auf die Gefahr einer Dritten Weltkriegs und mit Verweis auch auf Hosea 2,20: "Ich will mich Dir verloben in Gerechtigkeit und Recht."

Friedenstaube. Fotos: Pixabay

In der Predigthilfe der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) schreibt der Pfarrer Renke Brahms, Friedensbeauftragter der EKD über die diesjährige Friedensdekade:

»Syrische Flüchtlinge kehren aus dem Libanon nach Syrien zurück.« Diese Nachricht geht mir in den Tagen nach, in denen ich diese Zeilen schreibe. Es sind einhundert Flüchtlinge, die in den Ort Zabadani bei Damaskus zurückkehren – in eine von Terroristen, syrischen und russischen Bomben vollkommen zerstörte Stadt. Die Bilder zeigen nur noch die Gerippe der Häuser und Trümmer überall. Ist die Rückkehr ein Hoffnungszeichen oder pure Verzweiflung? Die Menschen konnten und wollten es in den Flüchtlingslagern nicht mehr aushalten und in die Heimat zurückkehren. Aber welche Zukunft haben sie? Werden sie unterstützt beim Wiederaufbau? Wird es ruhig bleiben? Werden die Waffen schweigen?

Der Krieg in Syrien ist zu einem Weltkrieg im Kleinen geworden. Es ist ein Stellvertreterkrieg mit einer unübersichtlichen Zahl an Beteiligten, Nachbarstaaten und Großmächten. »Krieg 3.0« lautet das Thema der Friedensdekade 2018. Es soll auf die Gefahr eines 3. Weltkriegs hingewiesen werden und auf eine Waffentechnik, deren Auswirkungen wir uns kaum vorstellen können.

Auch Papst Franziskus sprach angesichts des Terrorismus und der Gewalt im Nahen Osten von »einer Art 3. Weltkrieg«. Nimmt man die Millionen Opfer von Armut und Hunger, von Vertreibung und Gewalt, die Flüchtlinge vor dem Klimawandel hinzu, so wird deutlich, dass eine Art Krieg geführt wird gegen eine große Zahl von Bevölkerungsgruppen – ein Krieg, in den wir mit unserem Lebensstil, mit Waffenlieferungen aus Deutschland und ungerechten Handelsbedingungen unheilvoll verstrickt sind.

Lässt sich daran überhaupt etwas ändern? Oder versinken wir in Resignation angesichts einer immer komplexeren und komplizierteren Weltlage? Im Buch des Propheten Hosea heißt es: »An jenem Tage will ich einen Bund für sie schließen mit den Tieren auf dem Felde, mit den Vögeln unter dem Himmel und mit dem Gewürm des Erdbodens und will Bogen, Schwert und Rüstung im Lande zerbrechen und will sie sicher wohnen lassen. Ich will dich mir verloben auf ewig, ich will dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Barmherzigkeit. Ich will dich mir verloben in Treue,und du wirst den HERRN erkennen.« (Hosea 2,21 und 22) Das ist ein wundervolles Bild! Gott bleibt seiner Erde und seinem Volk treu – trotz aller Abwege.

Ist von dieser Treue Gottes etwas zu sehen? Ja! Es gibt so viele Geschichten und Bilder des Friedens, die es nur leider nicht auf die erste Seite der Zeitung oder als Nachricht in die anderen Medien schaffen. Wenn über Mali berichtet wird, erscheint die Bundeswehr als deutscher Akteur in dem Konflikt. Die vielen zivilen und gewaltfreien Akteure aber bleiben unerwähnt, wie etwa die Partnerorganisationen von Eirene, die dort Friedensarbeit leisten. Es gibt so viele Geschichten vom Gelingen des Friedens und der Versöhnung, wie zum Beispiel die Dörfer der Versöhnung in Ruanda, in denen nach dem grausamen Genozid ehemalige Täter und Opfer zusammenleben, oder der ehemalige Kindersoldat aus dem Kongo, der heute Straßenkinder in seinem Land unterstützt und ihnen eine Perspektive eröffnet. Diese Geschichten müssen wir erzählen.

Dabei geht es immer um Beides: um die Erinnerung an die schrecklichen Ereignisse und das Gedenken der Opfer auf der einen Seite und um das Lernen aus dieser Erinnerung und die Geschichten der gelingenden Versöhnung und des Friedens auf der anderen Seite. In dieser Spannung bleibt die Aufmerksamkeit für die Opfer und die Zeichen der Zeit wach und Resignation wird vertrieben und Hoffnung wird lebendig und kraftvoll.

In der Friedensdekade hat beides Platz. Eingebettet in die nachdenkliche Zeitdes Novembers, endend mit dem Buß- und Bettag, wird in diesen zehn Tagen erinnert, nachgedacht, protestiert, gebetet und gehofft. Wir brauchen einen Frieden 3.0., der einer wachsenden Gewalt in Wort und Tat entgegentritt, der einer Gewöhnung an militärische Szenarien gewaltfreie Alternativen entgegensetzt und die realistische Perspektive einer Welt in Gerechtigkeit und Frieden zeichnet. 

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Die Predigthilfe zur Friedensdekade können Sie hier downloaden.