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Kirchenhistorikerin lobt Kinofilm "Zwingli" - Dorothea Wendebourg: Leben des Reformators gut nachgezeichnet

Der Film stelle das "reformatorische Wirken in Zürich sehr gut dar, einschließlich des ethischen Programms, der Umgestaltung des Kirchenraums, des Kampfes gegen die Wiedertäufer, aber auch der Teilnahme am - für ihn tödlichen - Krieg"

Berlin (epd). Als historisch gelungen hat die Berliner Kirchenhistorikerin Dorothea Wendebourg den Film "Zwingli - Der Reformator" gewürdigt, der am 31. Oktober in den deutschen Kinos anläuft. Der Spielfilm zum Leben von Ulrich Zwingli (1484-1531) stelle das "reformatorische Wirken in Zürich sehr gut dar, einschließlich des ethischen Programms, der Umgestaltung des Kirchenraums, des Kampfes gegen die Wiedertäufer, aber auch der Teilnahme am - für ihn tödlichen - Krieg", sagte Wendebourg dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Schweiz feiert 2019 das "Zwingli-Jahr".

Der Züricher Reformator ist für Wendebourg ein bedeutsamer Denker des Protestantismus. Zwingli sei heute vor allem als Begründer des reformierten Zweigs der Reformation relevant. "Von Genf aus, wo Calvin die Reformation durchführte, wo man aber nach einiger Zeit mit Zürich zusammenging, verbreitete sich dieser Zweig über Frankreich und die Niederlande bis nach Schottland und England und in dessen nordamerikanische Kolonien. In den USA wurde er zur prägenden Konfession."

Dabei sei der im Krieg gegen katholische Kantone der Schweiz früh gefallene Zwingli allerdings bald vom Genfer Reformator Johannes Calvin "überstrahlt" worden, so Wendebourg. Zudem stehe Zwingli im Schatten Martin Luthers (1483-1546). Dieser habe die gesamte Reformation angestoßen und sei damit "die gesamtgeschichtlich wichtigere Figur" als Zwingli.

In Zwinglis Verfahren, die Reformation im Zusammenspiel mit dem Rat der Stadt Zürich per Disputation voranzutreiben, sieht die Kirchenhistorikerin "eine Keimzelle der evangelischen Synode". Zwingli habe als politisch und geistig reger Kopf schnell Aufmerksamkeit erregt und eine beeindruckende Karriere vom Gemeindepfarrer bis auf "die große Bühne in Zürich" geschafft. Das Wirken Zwinglis in Zürich bis hin zu seinem Tod als Kämpfer auf dem Schlachtfeld sieht Wendebourg im Kinofilm "Zwingli" gut nachgezeichnet. Die Schwäche des Films liege allerdings darin, dass er den Zusammenhang von Zwinglis reformatorischem Wirken mit der Gesamtreformation im 16. Jahrhundert "fast völlig ausblendet".

In seinen politischen Idealen sei Zwingli kein Phantast. "Für ihn mussten Ideale realisierbar sein. Sonst würden sie am Ende Gemeinwesen und Kirche zerstören", fügte Wendebourg hinzu. Für Zwingli gehörten, wie für alle Reformatoren, Glaube und Handeln zusammen. Für Zwingli eigentümlich war die Folgerung, dass "Christen- und Bürgergemeinde eins seien".  

Die sich daraus ergebende "starke Identifizierung der Reformierten mit der Gesamtgesellschaft" habe zu beeindruckendem zivilreligiösen Engagement geführt. Dieses sei allerdings auf Dauer vielfach so stark in den Vordergrund getreten, dass der tugendhafte Bürger in letzter Konsequenz keine Kirche mehr brauchte. "Der religiöse Rahmen wurde überflüssig, entscheidend war die Bürgergemeinde." Dies sei eine "Hypothek von Zwinglis Theologie". Doch damit stünden Zwinglis Erben "nur in verschärfter Form vor einer Herausforderung, die alle klassischen evangelischen Mehrheitskirchen Europas zu meistern haben".


Internet
www.zwingli-film.com