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Kältehilfe: Stadtmission warnt vor Engpässen

Mit den sinkenden Temperaturen steigt die Nachfrage nach Übernachtungsplätzen für Obdachlose. Wegen Corona müssen die Einrichtungen in diesem Jahr ihre Plätze aber reduzieren.

Die Berliner Stadtmission hat zum Start der Kältehilfesaison vor Engpässen bei der Versorgung von Obdachlosen in der Hauptstadt gewarnt. Bislang gebe es bei der Finanzierung für Notübernachtungen und Tageseinrichtungen noch keine Planungssicherheit, sagte der Leiter für der Notübernachtungen bei der Stadtmission, Ulrich Neugebauer, am Dienstag in Berlin.

Wegen der Pandemie fallen in den Berliner Notübernachtungen schätzungsweise rund ein Drittel der bisherigen Schlafplätze weg. Betriebs- und Personalkosten würden dagegen gleich hoch bleiben, sagte die Sprecherin der Stadtmission, Barbara Breuer. In den kommenden Wochen sollen die Übernachtungskapazitäten für Obdachlose nach Angaben von Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) dennoch von derzeit 500 schrittweise auf bis zu 1.000 Plätze erweitert werden.

Ein Sprecher Breitenbachs verwies am Dienstag auf die Verantwortung der Bezirke. Diese seien für die Unterbringung wohnungs- und obdachloser Menschen zuständig. Die Senatsfinanzverwaltung habe bereits zugesagt, die pandemiebedingten Mehrkosten in der Kältehilfe zu übernehmen. "Wir stehen zu unserer Zusage: Wer ein Bett sucht, wird eins bekommen", sagte Sprecher Stefan Strauß.

Offenbar steht bislang auch die Zukunft der einzigen verbliebenen Einrichtung, die rund um die Uhr zunächst bis Ende Oktober geöffnet ist, noch in den Sternen. Ursprünglich wurden wegen der Pandemie in Berlin drei derartige 24/7-Einrichtungen für Obdachlose geöffnet. Unklar ist laut Stadtmission auch die Zukunft der Notübernachtung am Containerbahnhof für mobilitätseingeschränkte Obdachlose wie etwa Rollstuhlfahrer, die Wärmelufthalle Halle-Luja.

Die Berliner Kältehilfe war in diesem Jahr offiziell bereits Anfang Oktober gestartet. Sie gilt als das größte Hilfsangebot für Obdachlose in der kalten Jahreszeit in Deutschland. Hauptträger sind Caritas und Diakonie, die Berliner Stadtmission, die Gebewo-Soziale Dienste Berlin gGmbH und das Deutsche Rote Kreuz. Hinzu kommen Kirchengemeinden, Verbände, Vereine und Initiativen. Zudem engagieren sich viele ehrenamtliche Helfer für die Kältehilfe. Zum Auftakt der neuen Saison hat die Stadtmission eine Spendenkampagne unter dem Motto #wärmespenden gestartet.

Die evangelische Stadtmission geht aktuell von etwa 2.500 Obdachlosen ohne feste Unterkunft in der Hauptstadt aus. Insgesamt wird die Zahl der Wohnungslosen in Berlin auf bis zu 40.000 Menschen geschätzt. Die Stadtmission betreibt mehrere Einrichtungen für Obdachlose, wo diese übernachten, essen, duschen und Kleider waschen können. Im Winter will sie drei zusätzliche Notübernachtungen öffnen. Zudem sind in diesem Jahr drei Kältebusse der Stadtmission unterwegs, die vor allem nachts die Menschen auf der Straße mit heißer Suppe und medizinisch versorgen sowie Bedürftige zu einer Notübernachtung transportieren können.

Außerdem betreibt die Stadtmission unter anderem eine ärztliche Ambulanz und eine Quarantänestation für Menschen ohne Obdach sowie eine Wohngruppe für alkoholkranke Menschen. Mit dem Modellprojekt "Housing First" werden Langzeitobdachlose mit einer eigenen Wohnung versorgt und langfristig begleitet.

(epd)