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"Es gibt sicherlich Veränderungsbedarf"

Harald Geywitz über seine neue Aufgabe als Mitglied im RBB-Rundfunkrat

Harald Geywitz. Foto: Matthias Kauffmann / EKBO

Die Kirchenleitung der EKBO hat die Entsendung von Präses Harald Geywitz in den Rundfunkrat des RBB beschlossen. Der evangelische Christ Harald Geywitz folgt damit auf Pfarrerin Friederike von Kirchbach, die von 2013 bis 2022 den Vorsitz des Rundfunkrates innehatte.

Der Rundfunkrat wacht als eines von zwei Kontrollorganen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Berlin-Brandenburg über die Einhaltung des im RBB-Staatsvertrag festgelegten Auftrages. Der Rundfunkrat mit 30 Sitzen setzt sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern gesellschaftlich relevanter Verbände und Institutionen, die die Vielfalt der Gesellschaft abbilden.

Harald Geywitz lebt in Potsdam und ist seit 2014 Mitglied und seit 2021 Präses der Landessynode der EKBO. EKBO.de hat ihm einige Fragen zu seiner neuen Aufgabe im Rundfunkrat gestellt.

EKBO.de: Sie sind als Nachfolger von Friederike von Kirchbach in den RBB-Rundfunkrat entsandt worden, die aufgrund der RBB-Krise um Patricia Schlesinger als Mitglied und Vorsitzende des Rundfunkrats zurückgetreten ist. Was ist Ihre Motivation, nun als neues Mitglied im Rundfunkrat mitzuwirken? 

Harald Geywitz: Ich möchte als Vertreter unserer Landeskirche einen kleinen Beitrag leisten, damit der RBB und der öffentlich-rechtliche Rundfunk insgesamt eine gute Zukunft hat. Denn es ist für unsere Gesellschaft wichtig, ein breites Angebot an vielfältigen Medien – ob nun privat oder öffentlich-rechtlich – zu haben und dadurch Austausch und womöglich Verständigung zu organisieren. 

EKBO.de: Der RBB-Rundfunkrat ist ein Kontrollgremium, das allerdings die RBB-Krise, die hauptsächlich Vetternwirtschaft und Verschwendung zur Ursache hat, nicht verhindert hat. Oder womöglich: nicht verhindern konnte? Welche Änderungen streben sie als neues Mitglied an – im Rundfunkrat und im Sender?

Geywitz: Problematisch ist, wenn Kontrollgremien nicht transparent informiert werden und dadurch ihre ureigene Funktion nicht ausfüllen können. Gut ist es, wenn die Kontrolle durch freie Medien funktioniert und dadurch Missstände bekannt und dann auch bekämpft werden. Das geschieht jetzt und dabei will ich mithelfen. Inwieweit das im Rahmen der bestehenden gesetzlichen Regeln wie dem Rundfunkstaatsvertrag ausreichend möglich ist, wird derzeit diskutiert. Da gibt es sicherlich auch Veränderungsbedarf. Der Rundfunkrat ist Anwalt der Bürger:innen, für die das Angebot gemacht wird und die es bezahlen. Den Anspruch muss er erfüllen können.

EKBO.de: Ist die Krise des RBB Ihrer Meinung nach auch ein Zeichen für eine Krise des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks? Wenn ja: Was muss sich ändern? 

Geywitz: Wir haben in Deutschland eine ziemlich gute Qualität des Rundfunks. Aber ganz offensichtlich verliert er an Zustimmung, teilweise auch an Vertrauen und ist der digitalen Transformation ebenso ausgesetzt wie die ganze Gesellschaft. Bei aller notwendigen Veränderung bleibt für mich Regionalität eine ganz wichtige Stärke, die sich eben mit einer Konzentration auf Wesentliches und mehr Kooperation verbinden muss. Es ist angesichts der wachsenden Verbreitunsgwege und der Vervielfachung der Inhalteanbieter notwendig, die spezifische Begründung für die besondere Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu schärfen.

EKBO.de: Sie sind als Präses der Landessynode in dieses Amt entsandt worden, also als Präses des demokratischen Kirchenparlaments. Ist Ihre Verantwortung als Vertreter der Landeskirche Ihrer Meinung nach mit besonderen Werten oder einer bestimmten Haltung verknüpft?

Geywitz: Das christliche Menschenbild ist für mich eine Leitschnur. Das heißt auch, ich gehe ganz sicher nicht hochmütig in diese Aufgabe hinein. Aber wir haben als evangelische Kirche Erfahrungen, die ich gerne einbringe. Wir haben eine breite Beteiligung an unserer Willensbildung, tun das mit hoher Qualität durch mehrheitlich Ehrenamtliche und treffen in einem transparenten und trotzdem wertschätzenden Verfahren Personalentscheidungen bis hin zur Wahl unseres Bischofs durch die Landessynode. Das mit der Demokratie war auch bei uns beileibe nicht schon immer so, sondern wurde mühsam errungen. Das zu wissen, mag vielleicht hilfreich sein.