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Erinnerung an Selbstverbrennung von Oskar Brüsewitz in Zeitz

Zeitz (epd). Rund 50 Menschen haben am Mittwoch im sachsen-anhaltischen Zeitz an die öffentliche Selbstverbrennung des evangelischen Pfarrers Oskar Brüsewitz vor 45 Jahren erinnert. An der Gedenkstele vor der Michaeliskirche wurde ihm zu Ehren während eines Violinenstücks ein Blumengesteck abgelegt, wie die Stadt Zeitz am Mittwoch mitteilte. Oskar Brüsewitz hatte sich am 18. August 1976 aus Protest gegen die Bildungspolitik des SED-Regimes, die junge Christen in Schulen benachteiligte, vor der Michaeliskirche mit Benzin übergossen und angezündet.

Die Tochter von Oskar Brüsewitz, Pastorin Esther Fröbel, und der frühere katholische Propst Gerhard Nachtwei nahmen als Gastredner an der Veranstaltung teil. Ihre Redebeiträge waren geprägt von persönlichen Erinnerungen an den evangelischen Pfarrer. Brüsewitz starb vier Tage nach seiner Selbstverbrennung im Alter von 47 Jahren in einem Krankenhaus in Halle (Saale) an seinen schweren Verletzungen. Er wurde am 26. Agust 1976 in Rippicha beerdigt.

Zur Person: Oskar Brüsewitz

Zeitz (epd). Oskar Brüsewitz wurde am 30. Mai 1929 im Memelgebiet geboren. In den Kriegswirren floh die Familie nach Melle in Westfalen. Brüsewitz absolvierte eine Schuhmacherlehre.

Seine erste Ehe, aus der eine Tochter hervorging, scheiterte und wurde geschieden. Im Jahre 1954 siedelte Brüsewitz nach Weißenfels in die DDR über. Ein Jahr später, 1955, folgte seine zweite Heirat in Leipzig mit der Krankenschwester Christa Roland. Zwei Töchter wurden geboren.

Ab 1956 wurde Brüsewitz von der Stasi überwacht. In den Jahren 1964 bis 1969 besuchte er die Predigerschule in Erfurt. Anschließend übernahm er die lange vakante Pfarrstelle in Droßdorf-Rippicha im Kreis Zeitz. Anfangs belebte er mit seinen ungewöhnlichen Aktionen und seinem Eifer das Gemeindeleben, doch die Schwierigkeiten von staatlicher Seite nahmen zu: Die Gottesdienste wurden wieder leerer.
Am 18. August 1976 bat er am Morgen seine Tochter, das Kirchenlied „So nimm denn meine Hände“ zu spielen und fuhr dann nach Zeitz. Vor der Michaeliskirche übergoß er sich aus einer mitgebrachten 20-Liter-Milchkanne mit Benzin und zündete sich an. Vier Tage später, am 22. August 1976, starb Brüsewitz 47-jährig im Krankenhaus in Halle-Döhlau. Am 26. August 1976 wurde er in Rippicha beerdigt.