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Eine sich auflösende Mauer als Symbol der Freiheit

Merkel: Weitere Mauern einreißen - Über eine Million Besucher in der Hauptstadt

9. November 2014. Berlin (epd). 28 Jahre lang teilte eine Betonmauer die Stadt, dann fiel sie quasi über Nacht: Berliner und Gäste haben am Sonntag an die historischen Ereignisse vor 25 Jahren erinnert.

 

Vor Gästen und Zuschauern aus aller Welt ist die Berliner Mauer am Sonntag symbolisch erneut zu Fall gebracht worden. Am Abend stiegen 7.000 mit Helium gefüllte Leuchtballons in den Nachthimmel auf. Sie hatten zuvor drei Tage lang auf einer Länge von 15 Kilometern den ehemaligen Grenzverlauf durch die deutsche Hauptstadt nachgezeichnet. Hunderttausende Menschen verfolgten das Spektakel. Zuvor hatte die Hauptstadt mit Gedenkstunden, einem Bürgerfest und Gottesdiensten an den Mauerfall vor 25 Jahren erinnert. Nach Überzeugung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist der Mauerfall ein Vorbild für die Lösung heutiger Konflikte. Politiker würdigten den Mut der DDR-Bürger.

 

Zehntausende Menschen feierten allein am Brandenburger Tor den 25. Jahrestag. Am Abend mussten wegen des großen Andrangs alle Zugänge zum Bürgerfest abgeriegelt werden. Die Polizei sprach von einem friedlichen Verlauf. Der Aufstieg der Ballons war Höhepunkt der Feierlichkeiten. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) ließ den ersten leuchtenden Ballon in die Luft. "Wir verneigen uns vor der Entschlossenheit und dem Mut" der Menschen in der ehemaligen DDR, betonte er. Zum Abschluss gab es ein Feuerwerk. Nach Aussagen von Tourismusexperten waren über eine Million Besucher bei den Feierlichkeiten dabei.

 

Bundeskanzlerin Merkel sagte am Vormittag bei der Eröffnung einer neuen Dauerausstellung in der Mauergedenkstätte Bernauer Straße, die Botschaft von 1989 sei: "Wir haben die Kraft zu gestalten, wir können die Dinge zum Guten wenden." Diese Botschaft richte sich auch an die Menschen in der Ukraine, in Syrien, im Irak oder vielen anderen Ländern der Welt, wo Freiheitsrechte bedroht oder mit Füßen getreten würden, betonte Merkel und fügte hinzu: Der Mauerfall strahle eine Botschaft der Zuversicht aus, "heute und künftig weitere Mauern einreißen zu können - Mauern der Diktatur, der Gewalt, der Ideologien, der Feindschaften". Die Bundeskanzlerin unterstrich: "Der Mauerfall hat uns gezeigt: Träume können wahr werden."

 

Berlins Regierender Bürgermeister Wowereit blickte darauf zurück, dass zwischen 1961 und 1989 mindestens 136 Menschen an der Berliner Mauer ums Leben kamen. "Wir verneigen uns vor den Opfern der Mauer und vor den vielen Menschen, die als Opfer der kommunistischen Gewaltherrschaft in der DDR und allen Ländern des ehemaligen Ostblocks unermessliches Leid erfahren haben", sagte er.

 

Bei einem Festakt des Regierenden Bürgermeisters im Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurde der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow mit stehenden Ovationen gewürdigt. Die mehr als tausend Gäste erhoben sich demonstrativ für den Friedensnobelpreisträger und würdigten damit seinen Anteil an der friedlichen Umgestaltung in Europa Ende der 80er Jahre.

 

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) warnte davor, die Ziele der friedlichen Revolution in Vergessenheit geraten zu lassen. Wenn die Menschen dazu bereit seien, für die Grundwerte zu kämpfen und zu streiten, "werden wir auf Dauer in einer Gesellschaft leben, die frei und gerecht ist." "Alles ist möglich, aber nichts ist für immer garantiert", betonte Schulz mit Blick auf die Unruhen in der Ukraine. Nach 25 Jahren dauerhaftem Frieden sei die Angst vor einem Krieg wieder nach Europa zurückgekehrt.

 

Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) eröffnete ihre Synodentagung am Sonntag in Dresden mit einer Würdigung der friedlichen Revolution in der DDR. "Es war eine friedliche, und es war auch eine protestantische Revolution, denn zu einem guten Teil wurde sie von evangelischen Christinnen und Christen gemacht", sagte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl im Eröffnungsgottesdienst.

 

In den Bundesländern entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze wurde ebenfalls gefeiert: Die Landesregierungen von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gedachten der historischen Ereignisse bei einem gemeinsamen Festakt in Schwerin. Niedersachsen und Sachsen-Anhalt erinnerten mit einem Festakt in Helmstedt an die Öffnung der innerdeutschen Grenze. Thüringen und Hessen feierten ein Bürgerfest im hessischen Philippsthal.