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Dorfkirche des Monats in Gröden

Die Dorfkirche des Monats Februar 2019 steht in Gröden, im Elbe-Elster-Kreis.

Fotos: Förderkreis Alte Kirchen e.V.

Gröden ist ein breit gelagertes Dorf im sogenannten Schraden, einer Landschaft am Südrand von Brandenburg – die sächsische Grenze ist in Sichtweite. Aus Gröden stammten der seinerzeit bekannte „Schradenmaler“ Hans Nadler (1879-1958) sowie sein gleichnamiger Sohn (1910-2005), der langjährige Dresdener Landeskonservator und Nestor der sächsischen Denkmalpflege. 1.300 Einwohner zählt das Dorf, von denen noch 60 Prozent Mitglieder in der Kirchengemeinde sind. Die 2008/09 äußerlich blitzsauber sanierte Martinskirche steht mitten im Dorf und gibt ihm Charakter.

Es ist ein verputzter Saalbau aus dem 16. Jahrhundert der aus einer 1378 erstmals erwähnten mittelalterlichen Feldsteinkirche heraus entwickelt wurde, was man innen am spätgotischen Portal zur Sakristei sehen kann. Der typisch sächsische Turm – unten quadratisch, oben achteckig mit geschweifter Haube und Laterne wurde Ende des 16. Jahrhunderts angebaut. Zur Ausstattung gehören neben einem am Beginn des 16. Jahrhunderts entstandenen Marienretabel ein spätromanischer Taufstein, das Mittelteil eines spätgotischen Taufsteins sowie ein schön geschnitztes Triumphkreuz aus der Zeit um 1400.

In der Kirche hat man alles für die Innensanierung vorbereitet. Das meiste Inventar ist ausgeräumt, der verbliebene Rest verpackt. Große Dinge stehen bevor: Im Chor wurden barocke Malereien am flachen Kreuzgewölbe wieder ans Licht gebracht, an der Innenseite des Triumphbogens wurden viel ältere Fresken gefunden und an einigen Stellen zur Untersuchung freigelegt. Sie sollen alle aufgedeckt werden. Die düstere Flachdecke im Schiff soll hellblau und weiß übermalt und so farblich dem Chor angeglichen werden. Die Kirche würde dadurch viel heller werden. 60.000 Euro wurden bereits investiert, die jetzigen Maßnahmen sollen noch einmal 80.000 Euro kosten, deren Verfügbarkeit aber noch offen ist. Wie überall, so auch hier: Es fehlt das Geld...

Aber nicht nur das: Der Altaraufsatz wirkt etwas verloren. Es ist der Mittelschrein eines spätgotischen Marienaltars, der wohl seit der Reformationszeit auf dem Dachboden lag und wieder entdeckt wurde. Ein Kunstwerk, dem einmal vier Schnitzfiguren aus dem 16. Jahrhundert zur Seite standen: St. Georg, St. Sebastian, St. Christophorus und eine Anna Selbdritt. Sie fehlen.

Diese Figuren sind 1961 vom damaligen Pfarrer für 600 DM verkauft worden, der unbedingt Geld für seine Gemeinde brauchte. Ihm war nicht bewusst, wie sehr er über den Tisch gezogen worden ist, hinzu kommt noch, dass der Kauf mit dem Konsistorium und dem Gemeindekirchenrat hätte abgestimmt werden müssen. Es gibt auch keinen Kaufvertrag. Der Verkauf war also gut gemeint, jedoch illegal. Die Kunstwerke im Wert von heute weit über 10.000 Euro sind längst weiter verkauft worden und befinden sich wohl in der Sammlung eines gutgläubigen Erwerbers.  Nachdem die Skulpturen nun aber als illegal in den Handel gekommen gelten und entsprechend deklariert wurden, sind sie auf dem Kunstmarkt kaum noch verkäuflich, und ihr Wert wird deshalb sinken. Deshalb hofft Sebastian Rick, Vorsitzender des Gemeindekirchenrats, dass der jetzige Besitzer sich von den Objekten trennen könnte, da sie keine Wertsteigerung mehr versprechen. Rick fahndet nun in Kunstzeitschriften und Versteigerungskatalogen nach Hinweisen auf die Figuren, die zurückgekauft werden müssten, wofür derzeit natürlich auch das Geld fehlen würde.

Die Hoffnung stirbt zuletzt – auch nach der vollendeten Sanierung wird der Kirche noch etwas fehlen, die „verlorenen Kinder“ sollen wieder nach Hause zurück. Drücken wir die Daumen, dass eine Rückführung möglich wird.

Weitere Informationen:
Dr. Sebastian Rick; Tel.: 035343-60056; rick-groeden(at)t-online.de

Förderkreis Alte Kirchen:
https://www.altekirchen.de/