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Domjubiläum in Brandenburg startet mit Sonderausstellung

Beleuchtet wird wechselvolle Geschichte aus fast neun Jahrhunderten

Von Christine Xuân Müller (epd)

Der Dom zu Brandenburg an der Havel wird 850 Jahre alt. Zum Jubiläum gibt es eine Sonderausstellung. Erzählt wird vom Dom-Alltag aus fast neun Jahrhunderten. Dabei gaben oft nicht die Kirche, sondern preußische Fürsten und Könige den Ton an.

Brandenburg an der Havel (epd). Vor rund 25 Jahren, kurz nach dem Mauerfall, hingen riesige Fangnetze an der Decke des Doms zu Brandenburg. Sie sollten Besucher vor herabstürzenden Mauersteinen schützen. Große Teile des Sakralbaus waren damals dem Verfall preisgegeben. Die dazu gehörenden Stiftsgebäude drohten teilweise einzustürzen.

Wie marode die kirchlichen Gemäuer damals waren, kann man heute bestenfalls erahnen. Seit Mitte der 1990er Jahre setzte die Sanierung des Dom-Ensembles ein. Rund 50 Millionen Euro wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten in die alten Gemäuer investiert. Abgeschlossen wurden die umfassenden Bauarbeiten erst im Sommer 2014 und damit gerade rechtzeitig zum 850-jährigen Domjubiläum in diesem Jahr.

Mit einem Gottesdienst mit dem Berliner Altbischof und früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, wurde am Sonntag das sechsmonatige Jubiläumsprogramm feierlich eröffnet. Es umfasst bis 31. Oktober rund 240 Einzelveranstaltungen, davon täglich ein Orgelkonzert. Herzstück des Jubiläumsprogramms bildet die Sonderausstellung "Beständig Neu", die ebenfalls am Sonntag startete. Eröffnet wurde die Schau vom Vorsitzenden des Jubiläumskuratoriums, Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der in Brandenburg an der Havel seinen Wahlkreis hat.

Der Dom zu Brandenburg stand immer an der Schnittstelle zwischen weltlicher und kirchlicher Macht, weiß Domstift-Kurator Cord-Georg Hasselmann. Häufig erhoben Fürsten, Könige, Staatsmänner Anspruch auf das Gebäude. Heute gilt der Dom zu Brandenburg rückblickend zwar als "Wiege der Mark", als Startpunkt der Christianisierung der Region und als wichtige Reformationsstätte. Die kirchlichen Gemäuer wurden aber - je nach Machtkonstellation - auch als Ritterschule, Prunkstätte oder als Plenarsaal für die preußische Nationalversammlung nach der Märzrevolution 1848 umfunktioniert.

Die Ausstellung zeichnet die wechselvolle Geschichte des Sakralbaus nach. Gezeigt wird dies anhand der wichtigsten Umbauphasen, aber auch mit zahlreichen Schätzen, die eigens für die Jubiläumsschau aus dem Magazin des Doms geholt wurden.

Dazu gehören etwa geistliche Prunkgewänder oder Altarbehänge, die in den frühen Jahrhunderten für liturgische Zwecke genutzt wurden. Lange Zeit waren auch in Brandenburg die Kirchenoberen überzeugt davon, dass sie das Evangelium besser verbreiten können, je prächtiger sie gekleidet sind. Die Gotik gilt dabei als produktivste Zeit mit üppigen Gewändern aus Seide, Brokat, Samt, Gold und Perlen. "Das hat mit der Jenseitsvorsorge zu tun", erklärt der Direktor des Dommuseums, Rüdiger von Schnurbein. Es waren vor allem brandenburgische Fürsten und Könige, die das Kirchenpersonal mit den reich verzierten Gewändern beschenkten. "Sie gingen davon aus, dass diese wertvollen Geschenke für sie vor dem jüngsten Gericht auf der Haben-Seite verbucht würden", fügt der Museumsdirektor hinzu.

Das Domstift zu Brandenburg war besonders gut ausgestattet: rund 120 solcher Prunktextilien lagern im Archiv. "Auch im europäischen Vergleich ist das ziemlich umfangreich", weiß die zum Domstift gehörende Textilrestauratorin Geertje Gerhold. Auch nach der Reformation war hier noch ein prachtvolles Erscheinungsbild in der Kirche Pflicht. Erst 1817 wurde der schlichte, schwarze Talar zur vorgeschriebenen Kleidung der protestantischen Pfarrer in Preußen.

Ein anderer Ausstellungsteil zeigt unter anderem, dass der Dom zu Brandenburg von 1705 an gut 200 Jahre lang als Ritterschule diente. Hier wurde der Adelnachwuchs auf seinen Dienst für Preußen vorbereitet. Auf dem Stundenplan standen Geschichte, Botanik, Naturwissenschaften, Reiten oder Fechten. "Das Ziel der Ausbildung war ein vollendeter Hofmann, der sich auf dem gesellschaftlichen Parkett sicher bewegen konnte", sagt Schnurbein.

Trotz aller weltlichen Machtansprüche war der Dom zu Brandenburg auch eine wichtige Stätte der Reformation, betont Domstift-Kurator Hasselmann. So habe Martin Luthers "Vorgesetzter", Bischof Hieronymus Schulz (1460-1522), seinen Sitz hier gehabt. Der Reformator habe deshalb im Jahr 1517 seine 95 Thesen in einem Brief auch an den Dom an der Havel geschickt. "Leider ist dieser Brief aber nicht mehr erhalten", bedauert Hasselmann. Wenn das Schreiben in den Archiven aufgetaucht wäre, dann hätte es in der Jubiläumsausstellung einen Sonderplatz bekommen.