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Die Dorfkirche des Monats steht in Kagel

Die Dorfkirche in Kagel. Fotos: Förderverein Dorfkirche Kagel e.V.

Wenn man dem wohl berühmtesten Bewohner des Ortes Glauben schenkt, dann liegt das Dorf Kagel „in der Mark … wo sie am märkischsten ist, das heißt zwischen Sand, See und Kiefern“. Der Schriftsteller Moritz Heimann, geboren 1868 im nahen Werder bei Rehfelde geboren, verbrachte hier in Kagel, „einem Dorfe von etwas über hundert Häusern, drum herum nichts als Sand, See, schütterer Wald, und drüber weg ein Himmel“, seine Kindheit und Jugend. Heimanns Eltern betrieben in einem kleinen Haus direkt neben der Kirche einen Gemischtwarenladen. Später, als Moritz Heimann in Berlin als allseits anerkannter Cheflektor des S. Fischer Verlages in Berlin wirkte, zog es ihn immer wieder in seinen Heimatort zurück. Die von schwerer Krankheit geprägten letzten Lebensjahre verbrachte er wieder in Kagel. Er starb 1925; sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. In seinen meisterhaften, zu Unrecht vergessenen Novellen und kurzen Betrachtungen setzte er dem Ort ein bleibendes Denkmal.

Doch zur Kirche, die – Ironie der Geschichte – nicht an einer nach Moritz Heimann benannten Straße, sondern an der Gerhard-Hauptmann-Straße liegt. Der Großdichter war mehrfach bei seinem Lektor, Freund und Schwager zu Gast. Von einem Vorgängerbau des heutigen Gotteshauses sind Zeichnungen und ein Grundriss vorhanden. Der damalige Fachwerkbau mit einem bescheidenen, von einem Zeltdach gekrönten,  Turmaufsatz stammte vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. 1868 (im Geburtsjahr Heimanns) musste die alte Kirche wegen Baufälligkeit abgetragen werden. An ihrer Stelle entstand ein Neubau aus gelbem Backstein mit halbkreisförmiger Apsis eingezogenem quadratischen Westturm im Stile der Schinkelschule. Die Entwürfe lieferte Bauinspektor Eduard Bürkner. Die Ausstattung der Kirche stammt geschlossen aus der Bauzeit. Unter einem offenen Dachstuhl zieht sich eine Hufeisenempore um den Raum. Über einer schlichten Altarmensa zeigt ein Gemälde den auferstandenen Christus, rechts davon befindet sich die ebenfalls schmucklose Kanzel. Die Orgel schuf 1871 der Berliner Orgelbauer Ferdinand Dinse.

In den 1990er Jahren erhielt die Kageler Kirche ein neues Dach. Geldmangel verhinderte jedoch weitere dringend notwendige Instandsetzungen; zudem wurden die Arbeiten damals wohl auch nicht ganz fachgerecht ausgeführt. Jedenfalls gab es wenige Jahre später bereits wieder dringenden Sanierungsbedarf. Ein Artikel in der Märkischen Oderzeitung vom 7. Oktober 2011 dokumentiert die Bauschäden: „Der Turm und das Schiff seien undicht. Der First müsse umgedeckt werden, weil Regen und Schnee  über die Wetterseite eindringen. … Ebenso problematisch ist der Zustand des Sockels. … Ganz schlimm steht es um den Turm. Wem die unterschiedlich tickenden Uhren auffallen, der kann seinen Blick gleich weiter über die Schallluken schweifen lassen – die sind teilweise zugemauert, mit Spanplatten zugestellt.“

Eine umfassende Grundsanierung war notwendig. Im Juli 2011 gründete sich der Förderverein Dorfkirche in Kagel e.V., der im Jahr darauf mit einem „Startkapital“ des Förderkreises Alte Kirchen ausgezeichnet wurde. Der Verein sammelte Spenden, organisierte Konzerte und andere Kulturveranstaltungen in der Kirche. Ein erster Erfolg war 2015 die Restaurierung der Dinse-Orgel, an der sich der Förderkreis Alte Kirchen ebenfalls finanziell beteiligte. In diesem Jahr ist es nun im Rahmen eines umfassenden Sanierungskonzeptes möglich, einen größeren Bauabschnitt zu bewältigen: Schäden im Dachbereich der Apsis, an der Fassade und den Fenstern, im Sockelbereich und besonders im Turm und dem Glockenstuhl sollen beseitigt werden. Nach der Sanierung der Kirche möchten Kirchengemeinde und Förderverein noch mehr Veranstaltungen für junge Menschen anbieten, um auch zugezogene Neubürger besser in das Gemeindeleben einzubeziehen. Der Förderkreis Alte Kirchen stellt zur Kofinanzierung der laufenden Bauarbeiten weitere 2.000 Euro zur Verfügung.

Wer die Dorfkirche in Kagel besuchen möchte, dem sei am 18. August ein Konzert mit den „Wolga-Kosaken“ empfohlen. In der der Kirche benachbarten Alten Schule ist auch eine kleine Ausstellung über Moritz Heimann zu besichtigen.

Weitere Informationen:
Förderverein Dorfkirche Kagel e.V.; Vorsitzender Kurt Paul; Neue Wiesenstraße 19; 15537 Grünheide / OT Kagel; Tel.: 033434-46880; waldspechtkurt(at)t-online.de