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Die Dorfkirche des Monats steht in Jühnsdorf

Im November 2019 gehört die ausgewählte Kirche somit zum Landkreis Teltow-Fläming

Die Dorfkirche in Jühnsdorf im Landkreis Teltow-Fläming. Foto: Förderverein Alte Kirchen e.V.

Der Ort Jühnsdorf mit derzeit knapp 300 Einwohnern liegt etwa drei Kilometer südlich von Blankenfelde und damit durchaus noch im direkten Speckgürtel der Hauptstadt Berlin. Erstmals urkundlich genannt wird Joensdorf1375 im Landbuch Kaiser Karls IV. Erwähnt werden auch vier Pfarrhufen, was nahelegt, dass der Ort damals bereits Sitz eines Pfarrers war und somit auch über einen Kirchenbau verfügt haben muss. In das 14. Jahrhundert datieren Fachleute denn auch den im Ursprung aus unregelmäßigen Granitquadern geschichteten, ursprünglich wohl turmlosen, Feldsteinbau, der auf einem leicht erhöhten Gottesacker auf dem historischen Dorfanger die Jahrhunderte überdauert hat.

Sein heutiges Aussehen erhielt das Gotteshaus 1869, als der Zossener Baumeister Klehment im Auftrage der Patronatsfamilie von dem Knesebeck erhebliche Umbauten vornahm. Aus gelben Backsteinen entstanden der an Stülerschen Vorbildern orientierte westliche Turmaufsatz sowie im Osten die halbrunde Apsis. Die Umfassungsmauern des Kirchenschiffes wurden erhöht und die Fenster mit rundförmigem Abschluss vergrößert.

Der Innenraum des Jühnsdorfer Kirche ist nach mehreren Veränderungen eher schlicht gehalten. Ein offener Dachstuhl schließt den Kirchraum nach oben hin ab. Durch die farbliche Gestaltung der Empore, der Kirchenbänke und der Apsis wirkt die Kirche einladend. Den gutsherrschaftlichen Hintergrund kann man jedoch immer noch erahnen. Vor der im kräftigen Rotton ausgemalten Apsis steht auf einer einfachen Altarmensa ein Kruzifix. Die Brüstungsfelder des Kanzelkorbes sind mit Zeichnungen der Evangelisten aus den späten 1920iger Jahren geschmückt. Ein Sandsteinepitaph unter der Empore erinnert an die 1737 verstorbene Louise von Hake. Auf der Empore sind große Marmor-Erinnerungstafeln für Mitglieder der Familie von dem Knesebeck an der Wand angebracht. Da das 1869 von der Berliner Orgelbaufirma Wilhelm Remler errichtete Instrument derzeit nicht spielbar ist, dient ein einfaches Orgelpositiv zur Liedbegleitung im Gottesdienst. Das Abendmahlsgeschirr, der Taufständer und die Taufschale der Jühnsdorfer Kirche wurde von dem Geld gestiftet, das bei dem in der Schlacht von Königgrätz 1866 gefallenen Oberleutnant Wilhelm Boldewin Robert Leopold von dem Knesebeck gefunden wurde. Die Taufschale ist ein Abguss der goldenen Weihbrotschale aus dem Halberstädter Domschatz.

Seit der Gemeindereform 2003 gehört Jühnsdorf zur Großgemeinde Blankenfelde-Mahlow. Auch kirchlich wird Jühnsdorf von Blankenfelde aus betreut. Pfarrer Steffen Wegener schätzt die aktive Gemeinde, die in den letzten Jahren viel für ihr Gotteshaus erreichte und dabei erstaunliche Eigeninitiative zeigte, sehr. Bereits 1999 konnte der Innenraum saniert werden. 2002 wurde das Dach des Kirchenschiffs und der Apsis instandgesetzt. Eine neue Turmuhr verdankt die Kirche ausschließlich den Spenden der Jühnsdorfer.

Auch für die grundlegende Reparatur des Kirchturms im Jahr 2015 konnten neben Geldern der Landeskirche, des Kirchenkreises und des Förderkreises Alte Kirchen, auch wieder zahlreiche Spendengelder eingeworben werden. Für die das besondere Engagement und die vorbildliche denkmalgerechte Sanierung des Kirchturmes wurde die Kirchengemeinde Jühnsdorf im Jahr 2016 mit dem Denkmalpflegepreis des Landkreises Teltow – Fläming ausgezeichnet. Ein Förderkreis unter der Leitung von Bärbel Wunsch, die zugleich Vorsitzende des Gemeindekirchenrates ist, organisiert gut besuchte Benefizkonzerte, Kinoabende in der Kirche und Lesungen, verteilte hunderte von Flyern und sammelte eifrig Gelder. Diese Tradition soll beibehalten werden. Bärbel Wunsch und Pfarrer Steffen Wegener möchten, dass auch in Zukunft die Kirche nicht nur dekorativ in der Ortsmitte steht, sondern ein Kulturort für alle ist. Wegener wünscht sich „Gemeinde und Gebäude als offene Ankerplätze für Menschen in den verschiedensten Lebenssituationen“.

Durch Vermittlung von Joachim Killus, einem aktiven Mitglied des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V. aus Ostfriesland, konnten zwei Bronzeglocken aus einer aufgegebenen katholischen Kirche im niedersächsischen Rodewald nach Jühnsdorf vermittelt werden. Eine dritte Glocke ließ die Gemeinde im österreichischen Innsbruck gießen. So konnten 2016 die verrosteten Eisenglocken durch ein wohlklingendes neues Geläut ersetzt werden, dass seitdem dreimal täglich zur Besinnung und zum Gebet ruft. Die historische Situation eines Dreiergeläuts bis zum Beginn des Ersten Weltkriegs konnte so wiederhergestellt werden.

Kürzlich konnte mit finanzieller Unterstützung des Förderkreises Alte Kirchen auch der aus dem Jahr 1869 stammende Taufständer aus Zinkguss restauriert werden. Ein weiteres großes Projekt soll im kommenden Jahr seinen Abschluss finden: Die Planungen für die Instandsetzung der Orgel laufen auf Hochtouren. Die benötigten Eigenmittel sind dank der großen Spendenbereitschaft vieler Freundinnen und Freunde der Jühnsdorfer Kirche und aus diversen Stiftungen vorhanden, Fördermittel kommen aus dem Etat der Bundesministerin für Kultur und Medien (BKM).

Weitere Informationen:
Bärbel Wunsch; Am Dorfanger 5; 15831 Blankenfelde-Mahlow / OT Jühnsdorf; Tel.: 03379-379960; Mobil: 0151-41912182; Mail: baerbel-wunsch(at)web.de