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Bundesweit einmalig: Das Projekt Drei-Religionen-Kita stellt Baupläne vor

An der St. Markus-Gemeinde in Berlin-Friedrichshain wird für rund sieben Millionen geplant

Leitungsteam aus vier Frauen
Das Leitungs-Team besteht aus vier Frauen: Silke Radosh Hinder (stellv. Superintendentin im Kirchenkreis Mitte), Katrin Janert (Vorständin des Evangelischen Kirchenkreisverbands für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord), Iman Andra Reiman (Vorsitzende des Deutschen Muslimischen Zentrums Berlin), Rabbinerin Gesa S. Ederberg, (zuständig für die Synagoge Oranienburger Straße und Vorstandsmitglied von Masorti – Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens e.V.)
Vogelperspektive der Kita (Computersimulation)
Das geplante Gebäude aus der Vogelperspektive (Computersimulation)
Südfassade
Südfassade der Drei-Religionen-Kita (Computer-Simulation)
Gruppenraum mit Kindern
Computersimulation eines Gruppenraumes
Café
Künftiges Café der künftigen Kita
Gebäude mit erleuchteten Fenstern
Nachtansicht der Kita

Ein fünfgeschossiges Gebäude für drei Kitas à 45 Kinder ist geplant, in der Marchlewskistraße 40 in Berlin-Friedrichshain. Das bundesweit einmalige Vorhaben soll darüber hinaus im Erdgeschoss ein Café, eine Bibliothek und Seminarräume erhalten. Größere Veranstaltungen und Begegnungen gehören zum Konzept. Erdgeschoss und Untergeschoss bekommen eine großzügige Glasfassade. Mit der Planung beauftragt ist das Berliner Architekturbüro Stark und Silb. Am Dienstag hat die Projektgruppe ihre Pläne vorgestellt.

Jede Kita steht für eine der drei großen monotheistischen Religionen: Judentum, Christentum und Islam. Die christliche Kita wird evangelisch sein. Es soll gemeinsame Feiern und Unternehmungen geben. Ziel sei, dass religiöse Vielfalt selbstverständlich erlebt werden kann.

"Kinder haben einen ziemlich unmittelbaren Gottesbezug", erklärte Pfarrer Matthias Lohenner von der St. Markus-Gemeinde Friedrichshain, die sich am Standort des künftigen Kita-Hauses befindet. Er sieht es als  große Chance, wenn bereits  Kinder mit Andersgläubigen "in Verhandlungen über den persönlichen Glauben" treten zu können. Dieser sei eine existenzielle Frage.

"Wir schaffen uns ideale Bedingungen", freute sich Rabbinerin Gesa Ederberg. Sie nannte das Vorhaben ein Modellprojekt der „konstruierten Gleichheit“. Der jüdische Teil der Kita werde bilingual israelisch-deutsch arbeiten.

Iman Andrea Reimann, Vorsitzende des Deutschen Muslimischen Zentrums Berlin, sprach von der Möglichkeit, den interregliösen Dialog bereits im Kleinkindalter zu verankern: "Es geht um eine vorurteilsfreie Erziehung." Eine Religionszugehörigkeit sei für die Kinder nicht erforderlich. "Wir sind offen für alle Familien", betonte Kathrin Janert, Vorständin des Evangelischen Kirchenkreisverbandes für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord.

Die Gesamtbaukosten betragen nach Angaben des Projekt-Teams rund sieben Millionen Euro. 3,7 Mio  entfallen auf den Kita-Ausbau. Der Lottostiftung liegt ein Antrag über 1,4 Millionen vor. 500.000 Euro Eigenmittel verwendet. Zurzeit besteht noch eine Finanzierungslücke in Höhe von 1,4 Millionen Euro.

Einen Widerspruch zwischen missionarischem Anspruch des Christentums und einer interreligiösen Kita sehen die Verantwortlichen nicht. Bislang habe es öffentlich noch keinen Widerstand gegen das Projekt gegeben, sagte Silke Radosh-Hinder, stellvertretende Superintendentin im Evangelischen Kirchenkreis Berlin Stadtmitte

Träger des Projektes sind der Verein zur Förderung der jüdischen Bildung und des jüdischen Lebens, Masorti, der Evangelische Kirchenkreisverband für Kindertageseinrichtungen Berlin Mitte-Nord und das Deutsche Muslimische Zentrum Berlin.

In Pforzheim (Baden-Württemberg) gibt es bereits eine multireligiöse Kita. Dort sind auch katholische und jesidische Träger beteiligt.