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Brandenburg: Kirchen weiter gegen Diamanten aus Totenasche - Bestatter empfehlen Öffnung auch für neue Bestattungsformen

Brandenburg könnte das erste deutsche Bundesland werden, in dem Totenasche zu Erinnerungsdiamanten verarbeitet werden darf. Ein neues Gesetz dazu könnte Ende Juni verabschiedet werden. Bislang werden die Pläne kontrovers diskutiert.

Potsdam (epd). Bestatter dafür, Kirchen dagegen: Pläne des brandenburgischen Landtags, das Bestattungsgesetz zu ändern und bei Feuerbestattungen die Entnahme von Totenasche zu erlauben, um die Anfertigung von Erinnerungsdiamanten möglich zu machen, stoßen weiter auf ein geteiltes Echo. Teile eines Gestorbenen als Diamant zum Gegenstand zu machen, widerspreche der Menschenwürde, argumentierten am Montag in Potsdam Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche. Erinnerungsdiamanten seien Teil einer modernen Bestattungskultur, betonten hingegen Vertreter von Bestatterverbänden.

Solche Diamanten für Angehörige könnten wichtig zur Bewältigung der Trauer sein, sagte Gert Rothaug vom Berufsverband privater Krematorien in Berlin-Brandenburg: "Der Erinnerungswert ist das Leben nach dem Tod." Derzeit müssten Trauernde in die Schweiz, nach Tschechien oder in die Niederlande ausweichen, um Diamanten aus Totenasche pressen zu lassen. Das wäre im Fall einer Gesetzesänderung dann ganz legal oder auch im eigenen Land machbar.

Bis zu zehn Gramm Asche sollten zudem für Mini-Urnen entnommen werden können, die zuhause aufbewahrt werden können, empfahl Rüdiger Kußerow, Obermeister der Bestatter-Innung in Berlin-Brandenburg. Die Gesellschaft müsse sich im Bestattungswesen "auch auf Neues einlassen". Um nicht mehr benötigte Erinnerungsstücke aus Totenasche würdevoll aufzubewahren, könnten Aschestelen auf Friedhöfen aufgestellt werden, sagte Rothaug.

Von der evangelischen und der katholischen Kirche kam Kritik. "Hier nehmen Angehörige menschliche Überreste in Besitz", betonten der Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Markus Dröge, und der katholische Erzbischof Heiner Koch in einer gemeinsamen Erklärung. Dies widerspreche der Menschenwürde und öffne der "kommerziellen Verwertung des zu einem Gegenstand gemachten, verstorbenen Menschen die Tür".

"Der Mensch bleibt über den Tod hinaus Mensch", betonte Martina Köppen vom Erzbistum Berlin. Was irgendwann mit der Asche aus Mini-Urnen oder mit Erinnerungsdiamanten passiere, könne nicht kontrolliert werden. Dies räumten auch die Bestattervertreter ein. "Die Sicherstellung ist natürlich nicht gewährleistet", sagte Rothaug zur Frage, wie ausgeschlossen werden könne, dass entnommene und gegebenenfalls weiterverarbeitete Ascheanteile einfach entsorgt, verkauft oder auf andere Weise würdelos behandelt werden.

Die Kirchen forderten zudem erneut eine Bestattungspflicht für alle Tot- und Fehlgeburten und empfahlen dies auch für Überreste von Abtreibungen. Die bisherige gesetzliche Pflicht zur "hygienisch einwandfreien und dem sittlichen Empfinden entsprechenden Beseitigung" sollte durch eine Bestattungspflicht ersetzt werden, sagte Martin Vogel von der evangelischen Landeskirche. "Jede Begrenzung auf eine Grammzahl ist willkürlich gesetzt", betonten auch die beiden Bischöfe.

Die Bestattungspflicht sollte von der Einrichtung umgesetzt werden, in der die Tot- und Fehlgeburten stattfinden, wenn die Eltern das ihnen nach derzeitiger gesetzlicher Regelung bereits zustehende Bestattungsrecht nicht wahrnehmen, hieß es bei den Kirchen. Derzeit gibt es in Brandenburg für Totgeburten ab 1.000 Gramm Gewicht eine Bestattungspflicht.

Kirchen und Bestatter würdigten zugleich den Umgang der märkischen Parlamentarier mit den verschiedenen ethischen Fragen. "Es gibt eine sehr ernsthafte Diskussion der Abgeordneten", betonte Köppen. Viele Abgeordnete hätten sich ergebnisoffen damit befasst, sagte Rothaug. Bei der Abstimmung im Landtag, die bislang für Ende Juni angesetzt ist, wird es voraussichtlich keinen Fraktionszwang geben. Am Donnerstag befasst sich zunächst erneut der Innenausschuss mit den Änderungsplänen.

Internet
www.ekbo.de
www.erzbistumberlin.de
www.landtag.brandenburg.de
www.bestatterinnung-berlin-brandenburg.de
www.bestatter.de