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Bischof Dröge: Wahlausgang ist Auftrag zum Dialog

Das hohe Stimmenergebnis für die AfD sei "eine echte Problemanzeige für das Lebensgefühl in Brandenburg", so Bischof Markus Dröge.

Das Brandenburger Landtagsgebäude in Potsdam. Foto: Wikimedia / Mehman Ibragimov
Das Brandenburger Landtagsgebäude in Potsdam. Foto: Wikimedia / Mehman Ibragimov

Bischof Markus Dröge hat den Ausgang der Landtagswahl in Brandenburg als klaren Auftrag zum Dialog mit enttäuschten Bürgern und zur Problemlösung gewertet. Das hohe Stimmungsergebnis für die AfD sei "eine echte Problemanzeige für das Lebensgefühl in Brandenburg", sagte er am Sonntagabend auf epd-Anfrage. Der Bischof der EKBO zeigte sich zugleich erleichtert darüber, dass das Ergebnis der Landtagswahl eine Koalition der vernünftigen und zur Demokratie stehenden Parteien ermögliche.

Die politisch Handelnden seien nun allerdings in der Pflicht, die Frustrierten und Protestwähler zurückzuholen. Dazu müssten elementare Fragen der Daseinsvorsorge in den Blick genommen werden, wie der öffentliche Nahverkehr, die Internetversorgung oder das Angebot an Ärzten. Auch am unumgänglichen Strukturwandel in der Lausitz müsse zügig gearbeitet werden. Mit Blick auf von der DDR-Bürgerrechtsbewegung entlehnte Wahlkampfparolen der AfD sagte der Bischof, die Wende werde erst dann vollendet, "wenn die Protestwähler wieder Vertrauen in die Demokratie finden" und die Verteidigung der Menschenrechte unterstützten.

Die Rolle der Kirchen nach der Landtagswahl in Brandenburg sieht Dröge in einem noch stärkeren gesellschaftlichen Engagement. Trotz des Schrumpfungsprozesses verfügten die Kirchen über das dichteste Netz in der Fläche des Landes. Diese Ressourcen müssten noch stärker für Dialog und Verständigung genutzt werden, etwa durch die Profilierung von Dorfkirchen auch als Gemeinwesen-orientierte Dorfzentren. Darüber hinaus bleibe es der Auftrag von Kirche, klar die Stimmen zu erheben gegen Menschenfeindlichkeit und für den Zusammenhalt der Gesellschaft.

(epd)

Im Interview äußerte sich Markus Dröge zudem folgendermaßen:

Wie beurteilt Sie den Wahlausgang in Brandenburg?  

Es ist gut, dass die AfD nicht stärkste Partei geworden ist. Dadurch wurde verhindert, dass das Präsidentenamt im Landtag von einer rechtspopulistischen Person wahrgenommen wird, sehr zum Schaden für das Vertrauen in unsere freiheitliche demokratisches Kultur. Dass die die Regierungspartei wesentlich besser abgeschnitten hat, als es die Prognosen der letzten Zeit erwarten ließen, lässt vermuten, dass viele Wählerinnen und Wähler mit ihrer Stimme verhindern wollten, dass die AfD stärke Kraft im Parlament wird. Erschreckend ist, dass durch das gute Wahlergebnis der AfD eine Partei gestärkt worden ist, die sich nicht klar gegen den Rechtsextremismus abgrenzt und mit der dreisten Geschichtslüge „Vollende die Wende“ Wahlkampf gemacht hat. Zu Recht haben sich die Bürgerrechtler der Friedlichen Revolution schon während des Wahlkampfes dagegen gewehrt. Die „Wende“ wird erst dann vollendet sein, wenn die Protestwähler wieder Vertrauen in unsere freiheitlich-demokratisches Gesellschaftssystem gewonnen haben.  

Was bedeutet der Wahlausgang Ihrer Ansicht nach für die Zukunft des Bundeslandes?  

Die Stärkung der AfD ist eine echte Problemanzeige. Brandenburg braucht für seinen Weg in die Zukunft Weltoffenheit. Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Mittelstand sind darauf angewiesen, dass Menschen aus aller Welt gerne nach Brandenburg kommen und nicht durch Hetze und Rassismus abgeschreckt werden. Das Wahlergebnis zeigt eine hohe Unzufriedenheit in der Brandenburger Bevölkerung. Es wird jetzt darauf ankommen, dass die neue Regierung die Daseinsvorsorge in der Fläche verbessert: Ausbau des Nahverkehrs, schnelles Internet, ärztliche Versorgung, zügige Gestaltung des Strukturwandels in der Lausitz, um die dringend notwendige Beendigung des Braunkohleabbaus wirtschaftlich und sozial aufzufangen. Als Kirche können wir dies unterstützen, indem wir als Kirche weiterhin Präsenz in der Fläche zeigen und unsere Dorfkirchen für Gemeinwesenarbeit zur Verfügung stellen.    

Unsere umfangreiche EKBO-Seite zum Thema "Kirche und Wahlen" finden Sie hier.