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Berlin nach Amokfahrt unter Schock

Auch einen Tag nach der tödlichen Autofahrt am Berliner Breitscheidplatz gibt es viele offene Fragen. Klar scheint inzwischen aber, dass der 29-jährige Fahrer seinen Wagen mit Absicht in die Menschenmenge steuerte.

Berlin (epd). Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hat sich am Tag nach der mutmaßlichen Amokfahrt am Breitscheidplatz weiterhin tief betroffen gezeigt. Im Inforadio des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) sprach die SPD-Politikerin am Donnerstagmorgen von einem „dunklen Tag in der Berliner Stadtgeschichte“. Es handele sich um ein Ereignis, das „sehr tiefe Verletzungen und Traumata wieder aufreißt“, sagte Giffey mit Blick auf den islamistischen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche vom 19. Dezember 2016.

Ein 29-jähriger Mann aus Berlin war am Mittwochvormittag mit einem Kleinwagen in der City West, unmittelbar an der Gedächtniskirche, in eine Gruppe von Passanten gefahren. Eine Lehrerin wurde dabei getötet, mehrere Menschen schwer und schwerst verletzt. Nach Angaben Giffeys befanden sich am Donnerstagmorgen von 24 Schülerinnen und Schülern einer Gruppe aus dem nordhessischen Bad Arolsen sieben im Krankenhaus. Insgesamt gebe es sechs lebensbedrohlich Verletzte und drei Schwerverletzte.

Die Regierende Bürgermeisterin dankte den 130 Einsatzkräften von Polizei und Feuerwehr und zeigte sich tief beeindruckt von der Andacht, die am Mittwochabend in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche stattgefunden hatte. Wie am Abend schon Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sprach Giffey von einer „Amoktat eines psychisch schwer beeinträchtigten Menschen“. Es gebe teilweise wirre Äußerungen des Mannes. Die Umstände des tragischen Geschehens würden weiter untersucht.

Die Innensenatorin hat für Donnerstag in Berlin Trauerbeflaggung angeordnet. Die SPD-Politikerin Spranger betonte am Mittwochabend im RBB-Fernsehen, es werde in alle Richtungen ermittelt. Unter anderem seien eine Hausdurchsuchung bei dem 29-Jährigen durchgeführt und das Auto untersucht worden. Erkenntnisse des Verfassungsschutzes über den Mann gebe es nicht. Ein Bekennerschreiben liege nicht vor. Die Innensenatorin widersprach damit anderslautenden Medienberichten.

Spranger dankte den Helfern und auch den Passanten, die den Täter festgehalten hatten. Sie stehe in engem Austausch mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und dem hessischen Innenminister.

Die Berliner Polizeipräsidentin Barbara Slowik bat im RBB-Fernsehen um Videos und Fotos von Augenzeugen, die bei der Aufklärung des Tathergangs helfen könnten. Der Tatverdächtige sei ein in Berlin wohnender, 29-jähriger Deutsch-Armenier. Es werde durch die Mordkommission in alle Richtungen ermittelt.

Die Berliner Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein nannte das Geschehen nach der abendlichen Andacht in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche im RBB-Fernsehen ein Ereignis, das man „nicht fassen“ könne. Sie den würdigte den Einsatz der Notfallseelsorger, die den Menschen vor Ort Trost gespendet und Seelsorge geleistet hätten.