Zur Hauptnavigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen
InstagramRSSPrint

100 Jahre Ende des Ersten Weltkriegs: Europäische Kirchenvertreter feiern "Frieden in Europa"

In seiner Predigt verwies der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge auf das Zusammenwachsen der Kirchen in Europa als eine Konsequenz aus den Erfahrungen zweier Weltkriege.

Europäische Spitzenvertreter der Kirchen haben am Sonntag zum 100. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkrieges gemeinsam einen ökumenischen Gottesdienst im Berliner Dom gefeiert. In seiner Predigt verwies der evangelische Berliner Bischof Markus Dröge auf das Zusammenwachsen der Kirchen in Europa als eine Konsequenz aus den Erfahrungen zweier Weltkriege. Mit der 2001 von der Konferenz Europäischer Kirchen in Europa (KEK) und dem Rat der Europäischen Bischofskonferenzen verabschiedeten "Charta Oecumenica" hätten sich Protestanten, Katholiken und Orthodoxe auf Leitlinien für eine wachsende Zusammenarbeit verständigt. "Wenn wir heute beobachten, wie anders die Worte vieler Herrscher klingen, vieler Demagogen, vieler Nationalisten und Populisten, dann erscheint die 'Charta Oecumenica' wie eine Friedensvision, deren Realität noch nicht in unsere Welt passt", sagte der Bischof.

An dem Gottesdienst nahmen neben dem KEK-Präsidenten und Präsidenten der Reformierten Kirche von Elsass und Lothringen, Christian Krieger, auch der katholische polnische Erzbischof Henryk Muszynski, Erzbischof Dietrich Brauer von der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland, der anglikanische Bischof Jonathan Gibbs aus dem englischen Huddersfield und der Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, Metropolit Augoustinos von Deutschland, teil. Musikalisch gestaltet wurde der Gottesdienst unter dem Leitthema "Frieden in Europa" von Jugendchören aus Frankreich, Großbritannien und Russland. Der katholische Berliner Erzbischof Heiner Koch hielt ein Totengedenken. Nach dem Gottesdienst wollte der frühere Vizepräsident der Europäischen Kommission, Günter Verheugen (SPD), einen Vortrag zum Thema "Das ganze Europa soll es sein" halten.

"Heute ist das Europäische Projekt gefährdet", warnte KEK-Präsident Krieger in einem Grußwort zum Gottesdienst. "Obwohl wir in einer immer globaleren Welt leben, mit globalen Herausforderungen, suchen viele Lösungen in der Ausgrenzung oder Abschottung", betonte der französische Theologe. Ängste und Unmut würden unverantwortlich politisch ausgenutzt. Es sei Aufgabe der Kirchen und der Christen, "mit diesen Ängsten und diesem Unmut umzugehen, sie anzuhören, versuchen zu verstehen, aber auch ihre Grenzen aufzuweisen", betonte Krieger.

Auch der polnische Erzbischof Muszynski mahnte, dass heute "die wahren europäischen und christliche Grundwerte, von Kurzsichtigkeit, sozialen Egoismus und Mangel an Solidarität ernsthaft bedroht" seien. Er rief insbesondere Christen in Polen und Deutschland auf, gemeinsam neu in beiden Ländern "für Versöhnung, Frieden und Solidarität engagiert einzutreten".

Erzbischof Brauer aus Moskau betonte, "die Welt der wirtschaftlichen Sanktionen, der militärischen Blöcke, der Freiheitseinschränkungen und der Sicherheitsbedrohungen für die Menschen" habe dringend den Zusammenschluss der "Kinder Gottes im Gebet" nötig. Der britische Bischof Gibbs mahnte ebenfalls die gemeinsame Verantwortung für Europa an: "Welche politischen Entscheidungen auch immer über die Beziehungen zwischen dem Vereinigen Königreich und der Europäischen Union getroffen wurden und werden, wir als Christen werden weiterhin verpflichtet sein, eine vertrauensvolle Beziehung und ein gegenseitiges Engagement zwischen den Völkern jeder Nation, Kultur und Weltanschauung weiterauszubauen", sagte Gibbs.

Unter Historikern gilt der Erste Weltkrieg als erster globaler Krieg der Geschichte - und als erster totaler. Neun Millionen Soldaten und mehr als sechs Millionen Zivilisten wurden innerhalb von vier Jahren getötet. Am 11. November 1918 unterzeichneten Vertreter des Deutschen Reiches und der Alliierten ein Waffenstillstandsabkommen in einem Eisenbahnwaggon im Wald von Compiègne nordöstlich von Paris.

Internet
"Charta oecumenica": http://u.epd.de/13d4