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Evangelische Kirche kritisiert Görlitzer Unternehmer Stöcker scharf

Herche: "Mit seinen zynischen Äußerungen zu Flüchtlingen und Asylbewerbern hat er viele enttäuscht."

22. Dezember 2014. Görlitz (epd). Die evangelische Kirche hat den Görlitzer Unternehmer Winfried Stöcker nach fremdenfeindlichen Äußerungen scharf kritisiert. Er sei über die Aussagen des Medizinprofessors und Unternehmers entsetzt, sagte der Görlitzer Generalsuperintendent der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Martin Herche, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag: "Mit seinen zynischen Äußerungen zu Flüchtlingen und Asylbewerbern hat er viele enttäuscht."

 

Stöcker hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview der "Sächsischen Zeitung" unter anderem von "reisefreudigen Afrikanern" gesprochen, die "ungebeten über das Mittelmeer zu uns gelangen" und hier das Asylrecht missbrauchten. Er beschäftige zwar auch selbst Ausländer, darunter viele Türken, würde diese jedoch "am liebsten zurück in ihre Heimat schicken". Ausländer hätten "kein Recht, sich in Deutschland festzusetzen". Zuvor hatte Stöcker auch ein Benefizkonzert für Flüchtlinge in dem Kaufhausgebäude verboten.

 

Auch der katholische Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt, Oberbürgermeister Siegfried Deinege (parteilos) und Vertreter von Parteien kritisierten Stöcker. Die rechtsextreme NPD gratulierte dem Unternehmer in einer Pressemitteilung zu seinen Äußerungen.

 

Stöcker sei als Investor für das bedeutende historische Jugendstilkaufhaus der Stadt ein Hoffnungsträger für Görlitz gewesen, sagte Herche dem epd. Dass der 67-Jährige für seine Äußerungen nun auch viel Zustimmung bekomme, zeige, wie dringend eine gesellschaftliche Verständigung über gemeinsame Werte und die Folgerungen daraus für die Asyl- und Flüchtlingspolitik sei.

 

Voraussetzung dafür seien jedoch die Bereitschaft aller Beteiligten, die Würde jedes Menschen zu achten, und der Wille, einander genau zuzuhören, betonte Herche: "Viele fühlen sich mit ihren frustrierenden Erfahrungen, Sorgen und Ängsten übersehen und nicht ernst genommen." Deshalb sei ein Dialog notwendig, für den auch die Kirche Raum bieten müsse.

 

Am Samstagabend war in Görlitz auch eine Andacht unter dem Motto "Barmherzigkeit ist kein Märchen" geplant, zu der Kirchengemeinden der Stadt eingeladen haben. Das von Stöcker im Kaufhaus verbotene Benefizkonzert sollte unter dem Motto "Jetzt erst recht" ebenfalls am Samstagabend auf dem Christkindelmarkt der Stadt stattfinden.

 

Stöcker hatte das Görlitzer Kaufhaus, das durch den Kinofilm "The Grand Budapest Hotel" auch weltweit bekanntgeworden ist, 2013 gekauft und eine Sanierung des Jugendstilbaus von 1913 angekündigt. Das Kaufhaus hatte 2009 den Betrieb eingestellt.